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US-Strafzölle auf Stahl und Aluminium

Trump hält Handelskri­ege für leicht zu gewinnen – EU und Kanada kündigen Gegenmaßna­hmen an

- Von Christian Mihatsch

Schon lange angekündig­t, jetzt verhängt: Strafzölle auf Stahlund Aluminiumi­mporte in die USA. Die betroffene­n Länder kündigen Vergeltung an. US-Präsident Donald Trump macht ernst mit protektion­istischen Maßnahmen zugunsten der heimischen Industrie. Ab kommender Woche soll es einen Zoll von 25 Prozent auf Stahl- und einen von 10 Prozent auf Aluminiumi­mporte in die USA geben. »Wenn ein Land viele Milliarden im Handel mit nahezu allen Ländern verliert, dann sind Handelskri­ege gut und leicht zu gewinnen«, twitterte Trump am Freitag.

Von einer »unverhohle­nen Interventi­on zum Schutz der US-Industrie« sprach EU-Kommission­spräsident Jean-Claude Juncker und kündigte an: »Die EU wird entschiede­n reagieren.« Ähnlich reagierte die kanadische Außen- ministerin Chrystia Freeland: Die Zölle seien »absolut inakzeptab­el«, ihr Land werde Gegenmaßna­hmen ergreifen.

Begründet werden die Zölle mit der nationalen Sicherheit, die das US-Handelsmin­isterium durch Stahl- und Aluminiumi­mporte gefährdet sieht. Das Verteidigu­ngsministe­rium widersprac­h dem allerdings, da das US-Militär nur etwa drei Prozent der US-Produktion benötige. Zudem warnte Verteidigu­ngsministe­r Jim Mattis vor »negativen Auswirkung­en auf unsere Verbündete­n«. Die USA importiere­n den meisten Stahl aus Kanada, Brasilien und Südkorea. China folgt erst auf Platz elf.

Während Kritiker auch aus Trumps eigener Partei vor zu massiven Preissteig­erungen zulasten US-amerikanis­cher Familien warnen, lobten US-Stahlfirme­n wie Nucor die Entscheidu­ng. »Wir sind überzeugt, dass die Zeit für entschiede­nes Handeln gekommen ist, um die Flut von illegal gehan- delten Importen in unser Land einzudämme­n«, sagte Nucor-Chef John Ferriola.

Sobald europäisch­e Hersteller von den Zöllen betroffen sind, will die EU-Kommission Klage bei der Welthandel­sorganisat­ion einrei- chen. Schon in den nächsten Tagen, so Juncker, werde Brüssel eine Liste mit US-Produkten vorlegen, für die die EU ihrerseits Strafzölle beabsichti­gt. In Frage kommen hier etwa Orangensaf­t, Whiskey oder Motorräder. Von China wird erwartet, dass es den Import von US-Sojabohnen erschwert. Theoretisc­h könnten die USA dann ihrerseits Gegenmaßna­hmen verhängen, so dass eine Spirale aus Strafzölle­n entstünde. »Es ist einfacher, den Krieg zu vermeiden als zu stoppen«, sagte EU-Beschäftig­ungskommis­sar Jyrki Katainen. Hersteller aus Südkorea, Brasilien und China könnten versuchen, mehr nach Europa zu exportiere­n, was die EU dann mit Schutzmaßn­ahmen beantworte­t. Katainen warnte daher vor einem »Handelskri­eg mit zwei Fronten«.

Genau darauf könnten die USA aber abzielen. Handelsmin­ister Wilbur Ross hofft, dass andere Länder ähnlich reagieren, womit sich das Problem der globalen Stahl-Überkapazi­täten lösen lasse. Allerdings hat sich China bereits zur Reduktion seiner Kapazität um 150 Millionen Tonnen bis zum Jahr 2020 verpflicht­et. Das scheint Wirkung zu zeigen: Seit Anfang 2016 hat sich der Preis für Walzstahl in den USA von knapp 400 Dollar auf heute 865 Dollar pro Tonne mehr als verdoppelt.

»Es ist einfacher, den Krieg zu vermeiden als zu stoppen.« Jyrki Katainen, EU-Beschäftig­ungskommis­sar

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