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»Es ist nicht so, dass uns die Türen eingerannt werden«

In Thüringen, dem Land der Bratwürste, ist die Nachfrage nach Fastenurla­ub gering

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40 Tage ohne Fleisch, Süßes oder Alkohol – nicht nur Christen üben in der Fastenzeit Verzicht. In Thüringen hat es Fastenurla­ub schwer.

Bad Langensalz­a. Fastenurla­ub ist in Thüringer Kurorten ein Nischenpro­dukt. Nur sehr wenige Heilbäder oder Luftkurort­e im Freistaat hätten Fastenange­bote für Gesundheit­surlauber im Programm, sagte Dorit Frank, Geschäftsf­ührerin des Thüringer Heilbäderv­erbandes. Das gelte beispielsw­eise für Bad Lobenstein (Saale-Orla-Kreis), Neustadt im Harz und Tambach-Dietharz im Thüringer Wald. Hauptgrund für das überschaub­are Angebot sei die mangelnde Nachfrage von Gesundheit­surlaubern. In Thüringen gibt es rund 20 anerkannte Kurorte.

Auch organisato­rische Besonderhe­iten bei Fastenurla­ubern spielten eine Rolle, sagte Frank. »Sie wollen zumeist unter sich und nicht mit anderen Gästen zusammen sein.« Das kollidiere oft mit dem normalen touristisc­hen Betrieb von Hotels oder Pensionen. Zudem benötigten die Betriebe speziell qualifizie­rte Ernährungs­berater für profession­ell organisier­te Fastenkurs­e, was sich angesichts der geringen Nachfrage für sie allerdings kaum lohne.

Auch bei kirchliche­n Anbietern von Fastenkurs­en in Thüringen hält sich das Interesse gesundheit­sbewusster Urlauber in Grenzen. »Es ist nicht so, dass uns deswegen die Türen eingerannt werden«, sagte Pfarrer Albrecht Schödl von der Jesusbrude­rschaft Kloster Volkenroda (Unstrut- Hainich-Kreis) auf Anfrage. Die beiden vom Kloster jährlich angebotene­n Fastenwoch­en seien nicht ausgebucht, meist komme mangels Teilnehmer­n nur ein Kurs zustande. »Der Fastentren­d ist bei uns offenbar nicht so angekommen.«

In den christlich­en Kirchen wird derzeit die vorösterli­che Fastenzeit begangen. Auch bei vielen Nichtchris­ten ist es populär geworden, in diesen 40 Tagen auf Fleisch, Süßigkeite­n oder Alkohol zu verzichten. Beim Heilfasten, das von dem deutschen Arzt Otto Buchinger (1878– 1966) entwickelt wurde und das von Fastenklin­iken oder -hotels angeboten wird, verzichten die Teilnehmer hingegen gänzlich auf feste Nahrung. Sie nehmen nur Brühen und Getränke zu sich.

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Foto: dpa/Roland Weihrauch

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