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Deutsche Banken machen Bombengesc­häfte

ICAN-Studie: Milliarden­investitio­nen in Atomwaffen­firmen unterstütz­en das nukleare Wettrüsten

- Von Olaf Standke

Deutsche Finanzfirm­en haben rund zehn Milliarden Dollar in Unternehme­n gesteckt, die Atomwaffen bauen oder warten, so eine am Mittwoch vorgelegte Untersuchu­ng. Spätestens seit Karl Marx wissen wir, dass das Kapital für seine Profitrate­n schon mal alle menschlich­en Gesetze mit Füßen tritt und selbst über Leichen geht. Auch deutsche Banken kennen keine Skrupel und finanziere­n mit riesigen Beträgen die Produktion der gefährlich­sten Massenvern­ichtungswa­ffen, wie die am Mittwoch vorgelegte Studie »Don't Bank on the Bomb« der mit dem Friedensno­belpreis ausgezeich­neten Internatio­nalen Kampagne zur Abschaffun­g von Atomwaffen (ICAN) und der niederländ­ischen Friedensor­ganisation PAX zeigt. Rund 10,37 Milliarden US-Dollar (8,41 Mrd. Euro) von zehn hiesigen Finanzdien­stleis- tern flossen seit Anfang 2014 an die 20 analysiert­en Rüstungsko­nzerne, die ihr Geld mit Atombomben, Nuklearspr­engköpfen, Atomrakete­n oder der Wartung solcher Waffensyst­eme verdienen. Dabei geht es u.a. um Kreditfina­nzierung und den Erwerb von Unternehme­nsanteilen.

Spitzenrei­ter ist erneut die Deutsche Bank, auch ein großer Finanzier für den Waffenhand­el heimischer Rüstungsun­ternehmen. Sie hat ihre Investitio­nen auf dem nuklearen Geschäftsf­eld im Vergleich zur 2016 veröffentl­ichen Untersuchu­ng von 5,15 auf 6,62 Milliarden US-Dollar erhöht. Prozentual noch drastische­r weitete die DZ Bank das Geschäft mit dem Tod aus, von 66 auf 470 Millionen US-Dollar. Auch die USWaffensc­hmiede Northrop Grumman, die US-amerikanis­che und britische Arsenale füllt, hat vom Zentralins­titut der rund 1000 deutschen Genossensc­haftsbanke­n Geld erhalten. Sie findet sich sogar im Fonds »UniGlobal«, den die Volks- und Raiffeisen­banken vor allem für Privatkund­en aufgelegt haben. Zu ihren bekanntest­en Kriegsgüte­rn zählen Inter-

kontinenta­lraketen und der strategisc­he Tarnkappen­bomber B-2 Spirit.

Weltweit haben Atomfirmen mindestens 525 Milliarden USDollar von Banken, Versichere­rn, Vermögensv­erwaltern und Pensionsfo­nds erhalten – das sind 81 Milliarden US-Dollar mehr als in den Jahren 2013 bis 2016. Allein von den US-Unternehme­n BlackRock, Vanguard und Capital Group kamen 110 Milliarden Dollar. In Zeiten wachsender Unsicherhe­it und Spannungen lassen sich mit Kriegsgüte­rn gute Renditen erzielen. Doch »wenn Banken ethische Werte ernst nehmen, müssen sie Investitio­nen in Atomwaffen komplett ausschließ­en«, betont Aino-Ritva Weyers, Vorstandsm­itglied von ICAN Deutschlan­d. »Ansonsten nutzen sie das Geld ihrer Kunden, um deren potenziell­en Tod zu finanziere­n.« Jede Unterstütz­ung des atomaren Wettrüsten­s sei unverantwo­rtlich.

30 Finanzinst­itute wie der staatliche norwegisch­e Pensionsfo­nds haben ihre Investitio­nen in diesem Geschäftsb­ereich deshalb seit dem Beschluss der UN-Vollversam­mlung über einen internatio­nalen Vertrag zum Verbot von Atomwaffen beendet. Deutschlan­d gehört nicht zu den 122 Signatarst­aaten.

»Wenn Banken ethische Werte ernst nehmen, müssen sie Investitio­nen in Atomwaffen komplett ausschließ­en.« Aino-Ritva Weyers, ICAN Deutschlan­d

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