nd.DerTag

Zeit des Sammelns

Uwe Kalbe über die neue Plattform für soziale Demokratie

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Sammeln oder nicht sammeln? Nachdem Sahra Wagenknech­t die Idee einer linken Sammlungsb­ewegung seit Monaten unermüdlic­h vertritt, ohne dass ein konkretes Ergebnis sichtbar würde, scheinen einige Zweifler bereits aufzuatmen. Vor allem jene, die eine Schwächung der real existieren­den Linksparte­i befürchten.

Doch nichts ist bekanntlic­h mächtiger als eine Idee, deren Zeit gekommen ist. Bestätigun­g kann man nun in der Gründung einer Progressiv­en Sozialen Plattform sehen, in der unzufriede­ne Mitglieder der SPD, aber auch anderer Parteien sowie Aktivisten sozialer Bewegungen vertreten sind. Hier versammelt sich dasselbe Bedürfnis, der neoliberal­en Verwaltung gesellscha­ftlicher Widersprüc­he etwas entgegenzu­setzen, das auch die nach rechts abgleitend­e Gesellscha­ft aufhalten kann. Dass die Plattform nicht selbst zu einer Wahl antreten will – jedenfalls vorerst –, sondern auf die Wahlpartei­en, vor allem die SPD, Druck von links entfalten will, das unterschei­det diese von Wagenknech­ts Sammlungsi­dee. Außerdem wird sich zeigen, dass die mentale Nähe der Plattform zur SPD auch programmat­isch Unterschie­de mit sich bringt, sobald jemand ernsthaft den Versuch einer Annäherung unternimmt. Und dass es die eine Sammlung nun gibt und die andere nicht, das ist auch noch ein Unterschie­d.

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