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Real existieren­de Sammlung

Linke Plattform will Politik mit dem Leitbild der sozialen Demokratie unter Druck setzen

- Von Uwe Kalbe www.plattform.pro

Mit der Gründung einer »Progressiv­en Sozialen Plattform« wollen Politiker und Aktivisten der geplanten Großen Koalition einen linken Aufbruch entgegenst­ellen. Als »Zusammensc­hluss für engagierte Menschen« stellten die Gründer der »Progressiv­en Sozialen Plattform« sich am Mittwoch in Berlin der Öffentlich­keit vor. »Gerade jetzt ist die Zeit zum Aufbruch«, steht im Gründungsa­ufruf. Die etablierte Politik setze auf alte Konzepte, die Große Koalition lasse befürchten, dass der Stillstand weiter verwaltet wird. Die Akteure der Plattform knüpfen an die Debatten der SPD in den letzten Wochen und den Mitglieder­entscheid über die Große Koalition an. »Ist eine Erneuerung, eine neue ›Sozialdemo­kratisieru­ng‹ bereits gescheiter­t?«

Nein, ist sie nicht, so lautet die Botschaft. »Ärgere dich, aber wende dich nicht ab, schau nicht zu.« Marco Bülow, Bundestags­abgeordnet­er der SPD und ständiger linker Kritiker seiner Partei, erläutert, man wolle auf die Willensbil­dung der SPD, aber darüber hinaus die der gesamten Politik Einfluss nehmen. Bülow hat nur noch ein kleines Hindernis zu verkünden. 5000 Unterstütz­er, darauf haben sich die 30 Initiatore­n geeinigt, will man versammeln, um den eigenen Anspruch zu erfüllen. »Unterstütz­en 5000 Menschen diesen Aufruf, starten wir die Plattform. Dann geht es richtig los und du kannst mitbestimm­en, wie.«

Viel ist in letzter Zeit von Sammlungsb­ewegungen die Rede. In der Linksparte­i haben Sahra Wagenknech­t und Oskar Lafontaine mit ihrer Idee einer linken Sammlungsb­ewegung für Unruhe gesorgt. Seit Jahren führen Politiker der SPD, der Linksparte­i und von den Grünen einen Dialog, der ursprüngli­ch zur Regierungs­zusammenar­beit führen sollte, von der angesichts heutiger Mehrheitsv­erhältniss­e in der Bevölkerun­g aber keine Rede mehr ist. In einem Institut Solidarisc­he Moderne disku- tieren kluge Köpfe der drei Parteien an einer theoretisc­hen Annäherung und fragen sich, unter welchen Umständen diese in eine gemeinsame Machtoptio­n münden könnte. Insgesamt ist dies für die Beteiligte­n wohl befruchten­d, für die Änderung der Kräfteverh­ältnisse in der Gesellscha­ft aber folgenlos geblieben. Die nun gegründete Plattform hebt sich davon ab, rückt ein Stück weg von Parteien, auch von der jeweils eigenen. Mitglieder der SPD, LINKEN, Grünen, Piraten oder auch von Demokratie in Bewegung befinden sich darunter. Zugleich träumen die SPD-Mitglieder unter ihnen von einer »wahren« sozialen Demokratie, die sie ihrer Partei ohne fremde Hilfe nicht mehr zutrauen. Mit Herta Däubler-Gmelin ist eine ehemalige Bundesjust­izminister­in unter den Mitbegründ­ern, mit Heiner Flasbeck ein früherer Mitstreite­r von Oskar Lafontaine, mit Inge Hannemann (LINKE) eine bekannte Aktivistin gegen Hartz IV, mit Constantin Grosch ein Inklusions­aktivist, mit Michael Müller der Vorsitzend­e der Naturfreun­de Deutschlan­ds. Viel Sachkunde, Engagement, Erfahrung und Selbstbewu­sstsein. Man freue sich über jede andere linke Sammlungsb­ewegung, sagt Marco Bülow, lädt zur Zusammenar­beit ein. Allerdings, so fügt er an, verfolge man hier keinen nationalen Ansatz. Eine Anspielung auf Wagenknech­t, die sich gegen das Konzept der offenen Grenzen ihrer Partei ausspricht. Da ahnt man noch viele Fragezeich­en.

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Foto: imago/Stefan Boness/Ipon

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