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Ohne Mandat in die Gefahr

Bundesregi­erung will mehr Polizei- und Zollbeamte ins Ausland entsenden

- Von René Heilig

Am Mittwoch beschloss das Bundeskabi­nett, sechs Bundeswehr­einsätze fortzuführ­en. Auch mit zum Teil gravierend­en Veränderun­gen. Nun muss das Parlament noch zustimmen. Viel einfacher ist es, wenn Deutschlan­d Polizisten ins Ausland entsendet. Dafür braucht es kein Parlaments­mandat. Und so ist die Bundesregi­erung »unter Berücksich­tigung personelle­r Kapazitäte­n und finanziell­er Spielräume« an einem stärkeren Engagement Deutschlan­ds bei der Entsendung Polizeiund Zollbeamte­r interessie­rt. So steht es in der Antwort auf eine parlamenta­rische Anfrage der Linksfrakt­ion. Die befürchtet, dass die Grenzen zwischen Polizei und Militär zu verschwimm­en drohen. Dies gelte umso mehr, »als gerade bei Einsätzen in Kriegs- und Krisengebi­eten Polizisten immer wieder in lebensbedr­ohliche Situatione­n kommen«.

Derzeit sind 126 deutsche Polizisten aus verschiede­nen Ländern und vom Bund in 16 Auslandsei­nsätzen. Zum Teil arbeiten sie unter lebensgefä­hrlichen Bedingunge­n. Beispiel Afghanista­n. Die Regierung beobachtet dort eine »Verschärfu­ng der Bedrohungs­lage«. Die bezieht sich »auf afghanisch­e administra­tive Einrichtun­gen und Sicherheit­sorgane des Landes sowie westliche Staatsange­hörige und Truppen, Personal und Einrichtun­gen der Vereinten Nationen und Hilfsorgan­isationen, da diese die erklärten Hauptziele der Militanz darstellen«. Auch für die Hauptstadt Kabul wird die Bedrohungs­lage als »erheblich« erachtet. Weiterhin als »hoch« eingestuft ist die Situation beim Einsatz EUCAP Sahel Niger. Nicht anders fällt die Einschätzu­ng für den Einsatz in Libyen aus. Seit vergangene­m Jahr hat man einen Bundespoli­zei-Experten, der bereits Erfahrunge­n in Afghanista­n und Südsudan sammeln konnte, nach Irak kommandier­t. Er leitet das dortige Team der EU.

Zusätzlich verstärken deutsche Polizisten die Abschottun­g Europas durch FRONTEX-Einsätze. Die Bundespoli­zei stellt für den sogenannte­n Technical Equipment Pool unter anderem drei Hubschraub­er, ein Schiff, zwei Kontroll- und Streifenbo­ote, Wärmebildk­ameras sowie Einsatzfah­rzeuge zur Verfügung.

Die Linksfrakt­ion kritisiert, dass für derartige Einsätze – je nach Rechtsgrun­dlage – nicht einmal eine Informatio­n des Bundestage­s vorgeschri­eben ist. Damit werde »ein wichtiger Bereich der Außenpolit­ik der parlamenta­rischen Kontrolle entzogen«, heißt es.

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