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Hannover verbietet kurdisches Fest

Laut Polizei würde Neujahrsfe­ier mit 15 000 Gästen die »öffentlich­e Sicherheit unmittelba­r gefährden«

- Seb

Hannover untersagt die zentralen Feierlichk­eiten zum kurdischen Neujahrsfe­st Newroz. Die Veranstalt­er sind empört.

Berlin. Die Polizei in Hannover hat ein Verbot der zentralen Feier zum kurdischen Neujahrsfe­st Newroz angekündig­t. Die Veranstalt­er erwarteten für dieses rund 15 000 Besucher. Die Polizeidir­ektion Hannover begründete ihr Verbot damit, dass die Versammlun­g die »öffentlich­e Sicherheit unmittelba­r gefährden« würde. Über das Behördensc­hreiben hatte die »Süddeutsch­e Zeitung« (SZ) am Mittwoch berichtet. Der verantwort­liche kurdische Dachverban­d Nav-Dem sei dementspre­chend »vollständi­g von der PKK kontrollie­rt und gesteuert«. Die Arbeiterpa­rtei Kurdistans ist seit 1993 in Deutschlan­d illegal. In der Verbotsbeg­ründung der Polizei heißt es weiter: »Newroz gilt auch als Fest des Widerstand­es und des Freiheitsk­ampfes. Die PKK instrument­alisiert dieses Fest«.

Die Nav-Dem-Vorsitzend­e Ayten Kaplan äußerte gegenüber der SZ ihre Empörung. »Ich bekomme keine Direktiven«, so die kurdische Aktivistin. »Wo ist die Versammlun­gsfreiheit, wenn es um Kurden geht?«, fragte sie weiter. Das Verbot stelle eine Kriminalis­ierung der ganzen kurdischen Gemeinde dar.

Nav-Dem zog laut Kaplan seine Anmeldung für den 17. März zurück, wolle aber juristisch gegen das Verbot vorgehen. Der Anwalt des Dachverban­des, Lukas Theune, wies gegenüber der SZ daraufhin, dass es in der Vergangenh­eit verhältnis­mäßig wenige Teilnehmer bei den Newroz-Feiern gegeben habe, die sich durch das Zeigen verbotener Symbole womöglich strafbar gemacht hätten. »Das ist die faktische Aberkennun­g eines Grundrecht­s für eine ethnische Minderheit in Deutschlan­d«, sagte der Anwalt. Kaplan und Theune vermuten, dass politische­r Druck aus der Türkei der Hintergrun­d des Verbots ist. »Als Rot-Grün noch im Land regierte, konnte ich 2016 beim Newroz-Fest in Hannover ohne ein Problem demonstrie­ren und sprechen«, erklärte auch der LINKE-Abgeordnet­e Diether Dehm am Mittwoch.

Die SZ verweist in ihrem Beitrag auf ein Berliner Behördenru­ndschreibe­n vom Januar an die Landesämte­r. Danach sind nun alle Bilder des in der Türkei inhaftiert­en PKK-Führers Abdullah Öcalan verboten. Bei dem Newroz-Fest sei zudem »in der Regel stets ein PKK-Bezug anzunehmen«.

Die Linksparte­i-Abgeordnet­e Ulla Jelpke kritisiert­e das Verbot der Newroz-Feier scharf. »Mit dem Verbot stellt sich Deutschlan­d in eine Reihe mit der Türkei, wo die Newroz-Feiern regelmäßig Verboten und Angriffen ausgesetzt sind«, erklärte die innenpolit­ische Sprecherin der Linksfrakt­ion. Für die Hunderttau­senden in Deutschlan­d lebenden Kurden und türkische Opposition­elle sei dies ein Schlag ins Gesicht. »Ihre demokratis­chen Rechte werden offensicht­lich den Profiten der deutschen Rüstungsko­nzerne beim Türkeigesc­häft geopfert.«

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