Lückenhaftes Wissen über Frauenanteil
Zwickau und Chemnitz ergründen weibliche Stadtgeschichte
Die westsächsische Stadt Zwickau besteht in diesem Jahr 900 Jahre – was sie einer Frau verdankt. Weil Bertha von Groitzsch der Stadt 1118 die Marienkirche stiftete, wurde das »territorio Zcwikaw« erstmals urkundlich erwähnt. »Darauf begründen wir unser Jubiläum«, schildert Silva Teichert, Leiterin des Zwickauer Stadtarchivs. Aber das wüssten die wenigsten Menschen. Mit einer Tagung am Internationalen Frauentag soll das lückenhafte Wissen über den weiblichen Anteil an der Stadtgeschichte geschlossen werden.
»Wir möchten zeigen, dass es schon ganz früh Frauen gab, die ihre Spuren hinterlassen haben – sie waren in einer von Männern dominierten Welt nur lange nicht sichtbar«, so Teichert. Sie organisiert die Tagung »Muldeperlen – Zwickauer Frauengeschichte(n) und 100 Jahre Frauenwahlrecht« zusammen mit der Zwickauer Gleichstellungs- und Frauenbeauftragten Ulrike Lehmann. Es spreche für sich, dass es 900 Jahre gedauert habe, bis Bertha von Groitzsch im Stadtbild zu sehen sei. Noch in diesem Jahr soll sie eine Gedenktafel erhalten.
Neben der Stifterin werden am Donnerstag 9 Uhr im Rathaus neun weitere Frauen vorgestellt. Sie prägten Zwickau durch ihr Engagement von 1118 bis heute. So wird das Leben von Caroline Neuber (1697-1760) beleuchtet, einer Wegbereiterin des deutschen Theaters. Nach Doris Schachner (1904-1988), der ersten Professorin für Mineralogie, sei mit dem Schachnerit sogar ein Mineral benannt worden. Auch die erste deutsche Professorin für Rechtswissenschaft, Gertrud SchubartFikentscher (1896-1985), ist eine Zwickauerin. Bei Recherchen sei man auf eine Vielzahl solcher Persönlichkeiten gestoßen, die bislang nicht genügend gewürdigt worden seien. Der Frauentag im Jubiläumsjahr sei der ideale Zeitpunkt, um das zu ändern, meint Teichert. Auch 100 Jahre Frauenwahlrecht sollen aufgegriffen werden. In Zeiten der Politikverdrossenheit werde gern vergessen, dass