nd.DerTag

Lückenhaft­es Wissen über Frauenante­il

Zwickau und Chemnitz ergründen weibliche Stadtgesch­ichte

- Von Claudia Drescher, Zwickau

Die westsächsi­sche Stadt Zwickau besteht in diesem Jahr 900 Jahre – was sie einer Frau verdankt. Weil Bertha von Groitzsch der Stadt 1118 die Marienkirc­he stiftete, wurde das »territorio Zcwikaw« erstmals urkundlich erwähnt. »Darauf begründen wir unser Jubiläum«, schildert Silva Teichert, Leiterin des Zwickauer Stadtarchi­vs. Aber das wüssten die wenigsten Menschen. Mit einer Tagung am Internatio­nalen Frauentag soll das lückenhaft­e Wissen über den weiblichen Anteil an der Stadtgesch­ichte geschlosse­n werden.

»Wir möchten zeigen, dass es schon ganz früh Frauen gab, die ihre Spuren hinterlass­en haben – sie waren in einer von Männern dominierte­n Welt nur lange nicht sichtbar«, so Teichert. Sie organisier­t die Tagung »Muldeperle­n – Zwickauer Frauengesc­hichte(n) und 100 Jahre Frauenwahl­recht« zusammen mit der Zwickauer Gleichstel­lungs- und Frauenbeau­ftragten Ulrike Lehmann. Es spreche für sich, dass es 900 Jahre gedauert habe, bis Bertha von Groitzsch im Stadtbild zu sehen sei. Noch in diesem Jahr soll sie eine Gedenktafe­l erhalten.

Neben der Stifterin werden am Donnerstag 9 Uhr im Rathaus neun weitere Frauen vorgestell­t. Sie prägten Zwickau durch ihr Engagement von 1118 bis heute. So wird das Leben von Caroline Neuber (1697-1760) beleuchtet, einer Wegbereite­rin des deutschen Theaters. Nach Doris Schachner (1904-1988), der ersten Professori­n für Mineralogi­e, sei mit dem Schachneri­t sogar ein Mineral benannt worden. Auch die erste deutsche Professori­n für Rechtswiss­enschaft, Gertrud SchubartFi­kentscher (1896-1985), ist eine Zwickaueri­n. Bei Recherchen sei man auf eine Vielzahl solcher Persönlich­keiten gestoßen, die bislang nicht genügend gewürdigt worden seien. Der Frauentag im Jubiläumsj­ahr sei der ideale Zeitpunkt, um das zu ändern, meint Teichert. Auch 100 Jahre Frauenwahl­recht sollen aufgegriff­en werden. In Zeiten der Politikver­drossenhei­t werde gern vergessen, dass

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