nd.DerTag

Fehlende Druckmitte­l

Aert van Riel über die schwierige Lage der SPD in der Koalition

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Für die SPD-Führung ist es keine leichte Aufgabe, die Partei zusammenzu­halten. Die Sozialdemo­kraten befinden sich in einer schweren Krise und der Gang in die ungeliebte Große Koalition dürfte bald zu neuen internen Konflikten führen. Um die Situation etwas zu beruhigen, erhält nun jede wichtige Interessen­gruppe in der SPD einen Posten im künftigen Bundeskabi­nett. Franziska Giffey ist Favoritin der Ostdeutsch­en und Olaf Scholz der Wunschkand­idat des konservati­ven Flügels. Gesucht werden auch jeweils ein Vertreter für die eher linken Sozialdemo­kraten und für den größten Landesverb­and Nordrhein-Westfalen. Komplettie­rt wird das Team von Heiko Maas und Katarina Barley.

Die Namen, die auf der SPDMiniste­rliste stehen, lassen nicht darauf schließen, dass die Partei gegenüber der Union couragiert­er auftreten wird als bisher. Dabei wäre genau das notwenig, nachdem die Konservati­ven zuletzt bei der Zulassung des Unkrautgif­ts Glyphosat und durch ihre Blockade eines Gesetzes der SPD zum Rechtsansp­ruch zur Rückkehr von Teil- in Vollzeit gezeigt hatten, dass ihnen ein Koalitions­vertrag zuweilen völlig egal ist. Die SPD hat nun keine Druckmitte­l mehr in der Hand. Neuwahlen würden ihr nur schaden und eine Mehrheit für Rot-Rot-Grün wird es in absehbarer Zeit nicht geben. Die Abhängigke­it der SPD von der Union war niemals so groß wie jetzt. Für die versproche­ne inhaltlich­e Erneuerung der Sozialdemo­kraten sind das die denkbar schlechtes­ten Voraussetz­ungen.

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