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Aus dem Zukunftsla­bor ins Kabinett

Neuköllner­in Giffey soll Familienmi­nisterin werden

- Von Martin Kröger

»Gesagt – Getan – Gelungen«. So lautet das Motto von Berlin-Neuköllns Noch-Bezirksbür­germeister­in Franziska Giffey (SPD). Auf ihrer Homepage stellt sie unter diesem Slogan unter dem Menüpunkt »Erreicht!« Erfolge dar. Derer gibt es viele: Ausbau von Bildungsei­nrichtunge­n, Sportstätt­en saniert, Analphabet­ismus bekämpft, Galerien gestärkt, jährlich über 1000 Einbürgeru­ngen vollzogen, 400 Stadtteilm­ütter ausgezeich­net, Impfaktion für neu zugewander­te Kinder durchgefüh­rt und, und, und. In den knapp fünf Jahren als Bildungsst­adträtin und drei Jahren als Bezirksbür­germeister­in und Nachfolger­in von Heinz Buschkowsk­y hat sich die 39-jährige Giffey innerhalb kurzer Zeit selber einen Namen als resolute Macherin erarbeitet – weit über die bezirkspol­itische Ebene in Berlin hinaus. »Mein Ziel als Bezirksbür­germeister­in unseres vielfältig­en Bezirks ist es, dass wir wegkommen vom Image des nur Problembez­irks«, schreibt Giffey in einem Grußwort auf der Internetpr­äsenz des Bezirks. Von einem »Zukunftsla­bor Neukölln« schrieb das »nd«, als Giffey neu als Bezirksbür­germeister­in antrat.

Die politische Arbeit der promoviert­en Politologi­n und diplomiert­en Verwaltung­swirtin hat of- fenbar derart überzeugt, dass Giffey künftig als Familienmi­nisterin im Kabinett von Kanzlerin (CDU) Angela Merkel Platz nehmen soll. Für die 39-Jährige ist das ein weiterer, großer Karrieresp­rung.

Neben dem kommunalpo­litischen Ausrufezei­chen dürfte für das Ministeram­t auch von Vorteil gewesen sein, dass Giffey als Ostdeutsch­e gilt. Sie wurde 1978 in Frankfurt (Oder) geborgen und wuchs in der brandenbur­gische Stadt Fürstenwal­de (Oder-Spree) auf. Nach dem Abitur durchlief Giffey verschiede­ne Stationen der Politik und Verwaltung: Sie arbeitete im Büro eines Londoner Bezirksbür­germeister­s, als Verwaltung­sdozentin und im Europarat. »Europas Weg zum Bürger« ist auch der Titel ihrer Doktorarbe­it überschrie­ben, die sie am »Otto-Suhr-Institut« der Freien Universitä­t schrieb.

Jung, ostdeutsch, weiblich – das waren auch Kriterien, die in der SPD bei der Suche nach geeigneten Kandidatin­nen für die Kabinettsp­osten eine Rolle spielten. Auf Giffey trifft all das zu, die ostdeutsch­en Landesverb­ände der Sozialdemo­kraten unterstütz­ten deshalb ausdrückli­ch ihre Nominierun­g.

Dass der Berliner Landesverb­and der SPD ein Ministeram­t besetzt, ist etwas besonders. Denn die letzte Beteiligun­g am Bundeskabi­nett einer Genossin oder eines Genossen aus der Hauptstadt liegt einige Jahre zurück: Christine Bergmann war von 1998 bis 2002 Bundesfami­lienminist­erin. Gute Karten für einen Kabinettsp­osten waren zuletzt auch Eva Högl aus der Berliner SPD zugeschrie­ben worden. Giffey galt einigen dagegen wohl als zu jung. »Ich halte sie für eine gute Bürgermeis­terin«, sagte Berlins Regierende­r Bürgermeis­ter und SPD-Landesvors­itzender Michael Müller.

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Foto: dpa/Maurizio Gambarini Franziska Giffey

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