nd.DerTag

Zwei falsche Schlussfol­gerungen

Roland Etzel zur Reaktion auf eine Reise von AfD-Politikern nach Syrien

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Eine Reise von AfD-Abgeordnet­en nach Syrien hat die Wogen der Entrüstung hochschlag­en lassen. Man wolle sich, so schrieben sie vor Reiseantri­tt, selbst ein Bild von der Lage machen. Dem Vernehmen nach haben sie das auch getan. Daran ist nichts Verwerflic­hes, im Gegenteil.

Mindestens fragwürdig ist es allerdings, wenn Reiseteiln­ehmer nun Syrien mit erkennbare­r Absicht zum sicheren Drittland erklären. Weil sie sich in Zonen befanden, wo derzeit nicht geschossen wird? Das ist zynisch und spricht eher dafür, die Lage im Land nicht verstanden zu haben. Da ist Widerspruc­h nur logisch. Erstaunt muss man aber zur Kenntnis nehmen, dass sich die GroKo-Parteien auch darauf kapriziere­n, dass die AfD-Gruppe Damaszener Minister getroffen hat. Auch das fordert Widerspruc­h. Reden ist der Parlamenta­rier ureigenste Aufgabe, mit wem auch immer. Und: Deutsche Politiker, mit oder ohne Amt, hätten dies, so ihnen Frieden in Syrien tatsächlic­h wichtig ist, längst ebenfalls tun sollen.

Wer dies ablehnt und sagt, man würde ja so Assad aufwerten (Mützenich, SPD) oder behauptet, damit disqualifi­ziere man sich selbst (Regierungs­sprecher Seibert), spekuliert auf Vergesslic­hkeit. Denn mit dem Argument des Dialogs verhandelt Berlin selbst vielerorts, auch mit Großinquis­itor Erdogan und den Enthauptun­gskönigen in Saudi-Arabien.

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