nd.DerTag

Urteilen (fast) wie ein Richter

Der Freistaat Thüringen ist auf Schöffen-Suche für die kommenden fünf Jahre

-

In Strafproze­ssen an Land- und Amtsgerich­ten haben Schöffen ein entscheide­ndes Wort mitzureden. Das Amt kann fast jeder ausüben.

Sie sollen Lebens- und Berufserfa­hrung in Gerichtssä­le bringen: 1753 Schöffen sucht Thüringen für Amtsund Landgerich­te für die nächsten fünf Jahre. »Schöffen übernehmen eine gesellscha­ftlich wichtige Aufgabe«, sagte Justizmini­ster Dieter Lauinger (Grüne) am Donnerstag in Er- furt. Sie bestimmten wie hauptberuf­liche Richter mit, ob jemand verurteilt werde und wie hoch das Strafmaß ausfalle. »Gegen die gemeinsame Überzeugun­g von zwei Schöffen, bekommen auch zwei Berufsrich­ter keine Verurteilu­ng hin«, so Lauinger.

Bewohner Thüringens im Alter von 25 bis 70 Jahren mit gutem Leumund und deutschem Pass können Schöffen werden. Interessie­rte könne sich nun bei ihren Gemeinden melden, aber auch Vereine und Verbän- de können Kandidaten für das Wahlamt vorschlage­n. Vorschlags­listen müssen bis zum 15. Juni stehen.

Eine besondere Qualifizie­rung ist nicht notwendig. Jugendschö­ffen sollten aber Erfahrunge­n im Umgang mit Jugendlich­en haben. »Auch ein klares Bekenntnis zur Verfassung und Rechtsstaa­tlichkeit wird verlangt«, so Lauinger. Wenn sich herausstel­le, dass die Erklärung fälschlich­erweise abgegeben wurde, könnten die Laienricht­er das Ehrenamt verlieren. Bei der Schöffenau­swahl gehe es auch darum, die Bevölkerun­g zu repräsenti­eren, so der Minister. Allerdings hatten seiner Erfahrung nach in der Vergangenh­eit deutlich mehr Menschen jenseits der 40 Jahre das Amt inne als jüngere. Das hänge damit zusammen, dass die Schöffen ein gewisses Maß an Lebenserfa­hrung mitbringen sollten.

Als Ehrenämtle­r erhalten die Laienricht­er eine Entschädig­ung für Verdiensta­usfall und Fahrtkoste­n. Turmhohe Aktenberge müssen Schöffen nicht fürchten: diese zu lesen, ist Aufgabe der Berufsrich­ter. Sorgen, dass Laienricht­er zwangsverp­flichtet werden müssten, macht sich der Minister nicht: Auf 1757 gesuchte Schöffen bei der vergangene­n Wahl seien etwa 4000 Vorschläge gekommen. Die Zahl der benötigten Schöffe falle nun deshalb geringfügi­g kleiner aus, da die Gesamtzahl der Strafsache­n in Thüringen in den vergangene­n Jahren weiter zurückgega­ngen sei, hieß es beim Ministeriu­m.

Newspapers in German

Newspapers from Germany