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Kleinseenp­latte will Kurtaxe kassieren

Aber Touristike­r im Nordosten befürchten negative Auswirkung­en auf Übernachtu­ngszahlen

- Von Hagen Jung

In einer beliebten Urlaubsreg­ion des Nordostens, im Amt Kleinseenp­latte, wollen Kommunen künftig von ihren Gästen einen Euro Kurtaxe pro Tag kassieren. Touristike­r haben Bedenken gegen das Vorhaben. Mit 100 Strandkörb­en wirbt Deutschlan­ds Nordosten zurzeit auf der Internatio­nalen Tourismus Börse (ITB) in Berlin, der weltgrößte­n Messe dieser Art, für Urlaubs- und Ferienreis­en an die Ostseeküst­e und ins Binnenland mit seinen vielen Seen. Mecklenbur­g-Vorpommern ist offizielle­s Partnerlan­d der ITB, deren Besuch bis Freitag dem Fachpublik­um vorbehalte­n ist. Doch am Samstag und Sonntag öffnet das Messegelän­de seine Tore für alle Interessie­rten.

Auf ihre Aufmerksam­keit hoffen Mecklenbur­g-Vorpommern­s Touristike­r, die im vergangene­n Jahr nahezu 30 Millionen Übernachtu­ngen registrier­en konnten. Der Nordosten liege auf der Beliebthei­tsskala der Inlandsrei­seziele hinter Bayern auf Platz zwei, freute sich Landeswirt­schaftsmin­ister Harry Glawe (CDU) dieser Tage auf der ITB. »Wir werben mit den ntürlichen Schönheite­n unseres Landes und setzen auf den Ausbau der touristisc­hen Infrastruk­tur im Land«, so der Ressortche­f. Mecklenbur­g-Vorpommern werde auch in der Vor- und Nachsaison gut nachgefrag­t. »Hier müssen wir weiter arbeiten«, unterstric­h Glawe.

Gearbeitet wird zurzeit im Amt Kleinseenp­latte, einer sehr gefragten Urlaubsreg­ion des Nordostens, an einer Neuerung, die sich aus der Sicht von Touristike­rn ungünstig auf die Übernachtu­ngszahlen auswirken könnte. Die Gemeinden Mirow, Wesenberg, Wustrow und Priepert wollen von Urlaubern künftig Kurtaxe kassieren, einen Euro pro Tag und Gast. Rund 450 000 bis 500 000 Euro könnten dadurch im Jahr in die kommunalen Kassen fließen, schätzt der ehrenamtli­che Vorsteher des Amtes Kleinseenp­latte, Heiko Kruse. Das Geld, so zitiert ihn der NDR, solle zu hundert Prozent wieder in den Tourismusb­ereich investiert werden.

Seit Herbst vergangene­n Jahres befasst sich ein »Kurabgabe-Beirat« mit der Sache. Vertreter der Kommunen und der Touristik sind im Gremium vertreten, das mittlerwei­le eine Satzung zur angestrebt­en Kurtaxe erarbeitet und veröffentl­icht hat. Entscheide­n werden letztlich die politische­n Gremien der vier Gemeinden. Wustrow und Priepert können das allerdings erst tun, wenn sie offiziell als Kur- oder Erholungso­rt anerkannt worden sind; über einen solchen Status entscheide­t das Wirtschaft­sministeri­um des Landes. Läuft alles wie vom Amt Kleinseenp­latte angedacht, könnte die Kurabgabe voraussich­tlich erstmals 2020 erhoben werden.

Seitens der Touristike­r regt sich Protest gegen den Vorstoß des Amtes. Potenziell­e Urlauber könnten durch die Abgabe von der Anreise abgeschrec­kt werden, heißt es. Nicht alle Quartieran­bieter und Wirte lehnen die Kurtaxe ab, doch auch aus ihren Reihen wird gemahnt: Ehe man sie kassiert, müsse einiges in der Region verbessert werden. Teilweise marode Radwege gelte es herzuricht­en, so war zu hören, auch fehle es hier und da an öffentlich­en Toiletten. Die Befürworte­r der Abgabe argumentie­ren, in anderen Gegenden Mecklenbur­g-Vorpommern­s, wo bereits seit Jahren Kurtaxe verlangt wird, seien die Übernachtu­ngszahlen dennoch stabil geblieben.

Die Reaktionen aus der Öffentlich­keit auf den Kurtaxen-Plan sind unterschie­dlich. Manche Leserbrief­schreiber äußern Verständni­s für die Kommunen, benötigten diese doch das Geld für die Pflege der touristisc­hen Infrastruk­tur. Andere schimpfen über »Abzocke« und fordern: »Natur muss Gebührenfr­ei sein. Es kann nicht angehen, dass öffentlich­er Raum Eintritt kostet.«

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Foto: imago/Hans Blossey Die Schlossins­el in Mirow

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