nd.DerTag

Oscar, #MeToo und Donald Trump

Netzwoche

- Von Jürgen Amendt

Bei der jährlichen Verleihung des Filmpreise­s »Oscar« in Hollywood, Los Angeles, ging es schon immer um mehr als nur um Schauspiel­erei. Die Veranstalt­ung, bei der die Upper Class des Filmgeschä­fts sich selbst feiert und sich dem gemeinen Volke präsentier­t, werden politische Haltungen eingeübt und in Szene gesetzt. Auch die diesjährig­e Zeremonie, die 90. ihrer Art, war davon geprägt. Die Stichwörte­r waren: #MeToo und Donald Trump. Für Daniel Kothenschu­le von der »Frankfurte­r Rundschau« war deshalb »keine Oscar-Verleihung so reich an politische­n Statements wie diese (…) Wer die Oscars freilich gerade wegen ebendieser ureigenen Mischung aus Pathos, Humor und Emphase liebt, der wird von dieser 90. Verleihung vor allem Frances McDormands Dankesrede als beste Hauptdarst­ellerin (›Three Billboards Outside Ebbing, Missouri‹) in Erinnerung behalten. Nachdem sie alle weiblichen Nominierte­n gebeten hatte, sich von ihren Plätzen zu erheben, machte sie mit einer wenig bekannten Vertragskl­ausel bekannt. Der ›Inclusion Rider‹ erlaubt es Schauspiel­erinnen, auf den Filmsets Diversität einzuforde­rn oder gegebenenf­alls von ihren Verträgen zu- rückzutret­en, wenn sie in einem Film Frauen und Minderheit­en nicht angemessen repräsenti­ert finden.« ( fr.de)

Jochen Kürten von der Deutschen Welle sah es anders. Natürlich sei es »nicht falsch, dass die Film-Prominenz im Dolby-Theatre am Hollywood-Boulevard auf die Bühne tritt und auf Missstände aufmerksam macht. Das war in der Vergangenh­eit schon oft so«, schrieb er auf dw.com. »In diesem Jahr war der Missbrauch­sskandal um Produzent Harvey Weinstein und die Dominanz der Männer in der Filmwirtsc­haft das Thema des Abends. Doch wer nun damit gerechnet hatte, dass die Gala zum großen Showdown für Gleichbere­chtigung werden würde, wurde enttäuscht. Anders als etwa bei der Golden-GlobeVerle­ihung im Januar fiel schon das Schaulaufe­n auf dem Roten Teppich vor Beginn der Veranstalt­ung eher traditione­ll aus. Schwarze Roben bei den Damen blieben eindeutig in der Minderheit. Bei den Globes hatten viele Stars auf ihre bunten Kostüme verzichtet und wollten damit ein Zeichen setzen.«

Er wolle die »wohlfeile Meinung der protestier­enden Stars« nicht schmälern, so Kürten weiter, doch »was ist das für ein Zeichen? Die spanische Regisseuri­n Isabel Coixet hatte vor kurzem bei der Berlinale mit einer bissigen Bemerkung ins Schwarze getroffen. Statt eines farbigen 10 000-Dollar Kleids hätten die Schauspiel­erinnen ein schwarzes 10 000-Dollar Kleid getragen, sagte Coixet. Das sei doch eine leichte Übung. Die Regisseuri­n verwies dabei auf den Protest iranischer Frauen, die in ihrer Heimat den Schleier ablegen und damit den Unmut konservati­ver Kleriker auf sich ziehen würden. Das sei eine wirklich mutige Geste, so die Spanierin.«

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Foto: photocase/Thomas K. Weitere Beiträge finden Sie unter dasnd.de/netzwoche

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