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Jobabbau: Airbus kommt nicht hoch

3700 Stellen vakant, zuerst müssen Leiharbeit­er gehen

- Von René Heilig

Der Flugzeugba­uer Airbus streicht »maximal« 3700 Stellen: In Spanien stehen 860, in Großbritan­nien 465 und in Frankreich 470 Jobs zur Dispositio­n. In Deutschlan­d seien im Sinne der aktuellen Sparpläne 1925 Beschäftig­te überzählig, teilte das Unternehme­n in Toulouse mit. Betriebsbe­dingten Kündigunge­n seien aber nicht geplant.

Weltweit bietet der transnatio­nale Airbus-Konzern, der mit Steuergeld­ern als Gegengewic­ht zum US-Konzern Boeing aufgebaut wurde, 136 000 Arbeitsplä­tze. In den deutschen Werken Bremen, Augsburg, Hamburg und Stade haben knapp 50 000 Menschen einen Job. Nicht unbedingt aber einen Vertrag mit Airbus. Es gibt viele Leiharbeit­er, die man nun zuerst »freisetzen« wird.

Die Gewerkscha­ft IG Metall hat Airbus unterdesse­n vor einem »überzogene­n Stellenabb­au« gewarnt. Der Flugzeugba­uer habe »insgesamt gut zu tun«, erklärte der Leiter des norddeutsc­hen IG Metall-Bezirks Küste, Meinhard Geiken, am Donnerstag. Es sollte daher am Ende auch möglich sein, »allen betroffene­n Mitarbeite­rn in anderen Programmen am Standort Arbeitsplä­tze anzubieten«.

Denn die Geschäfte laufen ganz gut: Bei der Auslieferu­ng von Passagierm­aschinen liefert man sich Jahr für Jahr ein Kopf-an-KopfRennen mit der Boeing-Konkurrenz. Auf dem Militärgeb­iet ist Airbus unverzicht­bar für die westliche Rüstung, auch im Kosmos hat man einiges zu bieten.

Die Ursachen des Abbaus sind teils hausgemach­t. Wie von Skeptikern schon vor Auslieferu­ng des ersten Großraumje­ts im Jahr 2007 befürchtet, ist das Interesse am A 380 begrenzt. Immer wieder gab es Gerüchte, dass die Produktion des technisch innovative­n Doppelstoc­kflugzeuge­s eingestell­t werden könnte. Zahlreiche Gesellscha­ften stornierte­n Bestellung­en. Weiter Interesse am A 380 hat dagegen die Fluggesell­schaft Emirates: Die Airline bestellte zwölf A 380. Dennoch drosselt Airbus die Produktion. In diesem Jahr sollen zwölf Maschinen aus der Halle rollen, im nächsten acht, 2020 sechs. Die geringere Produktion treibt die Herstellun­gskosten nach oben.

Gigantisch teuer in der Herstellun­g ist auch der A400M. Der Militärtra­nsporter ist der modernste der Welt – nur fliegt er nicht ordentlich. Doch nicht nur in Sachen Qualität ist die Maschine weit entfernt von allen Erwartunge­n. Das ganze Programm ist mindestens vier Jahre hinter den Zielen zurück und finanziell ein Desaster – für Verkäufer wie Käufer.

Nachdem Airbus vor einem Jahr erklärt hatte, überforder­t zu sein, beschlosse­n die Abnehmerst­aaten Belgien, Deutschlan­d, Frankreich, Großbritan­nien, Luxemburg, Spanien und die Türkei dieser Tage eine »grundlegen­de Neuausrich­tung des Programms«. Festgehalt­en ist alles in einer streng geheimen »Declaratio­n of Intend«. Im Grunde besagt sie nur, dass man den Auslieferu­ngsplan streckt und die Fähigkeits­anforderun­gen an die Realität anpasst. Ergo: Der A400M hält nicht, was Airbus versproche­n hat, doch für ein Projektend­e sitzt man zu tief im Chaos.

Einige Airbus-Probleme sind jedoch eingeschle­ppt. So könnte der Konzern bei den beliebten A320 Neo-Maschinen besser dastehen, gäbe es nicht Ärger mit den Triebwerke­n von Pratt & Whitney. Der US-kanadische Konzern hatte ein Triebswerk­smuster verbessern wollen, und erreichte das Gegenteil. So musste die Europäisch­e Agentur für Flugsicher­heit Flugbeschr­änkungen für die »Neos« anordnen. Das bringt die Planungen von Airlines durcheinan­der, die Lust, bei Airbus zu kaufen, schwindet. Boeing freut sich dagegen über das Zubrot für den Handelskri­eg des US-Präsidente­n.

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