SV Babelsberg entgeht dem Ausschluss
Der Regionalligist und der Nordostdeutsche Fußballverband einigen sich im Streit um antifaschistische Slogans und Pyrotechnik
Die drohende Sperre ist vom Tisch. Viertligist SV Babelsberg 03 muss zwar wegen Abbrennens von Pyrotechnik 7000 Euro Strafe zahlen, nicht aber wegen der »Nazischweine raus«-Rufe seiner Fans. Der Fall hatte bundesweit für Aufsehen gesorgt. Sogar der komplett Ausschluss des als links geltenden Fußballklubs SV Babelsberg 03 aus der Regionalliga drohte. Jetzt aber ist der Konflikt zwischen dem Verein und dem Nordostdeutschen FußballVerband (NOFV) doch noch beigelegt worden. Das teilten beide Vereine in einer gemeinsamen Stellungnahme mit. Der drohende Spielausschluss ist somit vom Tisch.
Gleichzeitig bleibt aber die Strafe gegen die Babelsberger wegen des Abbrennens von Pyrotechnik beim Heimspiel gegen Energie Cottbus am 28. April 2017 bestehen. Immerhin wurde die Urteilsbegründung nun korrigiert. Die Rufe »Nazischweine raus« eines Babelsberger Fans sind kein Gegenstand mehr. Beide Seiten hätten sich zudem auf eine intensivere Zusammenarbeit gegen Rassismus im Fußball verständigt, heißt es in der Stellungnahme weiter.
»Wir sind erleichtert und freuen uns, dass beide Konfliktparteien konstruktiv aufeinander zugegangen sind«, sagte der Präsident des NOFV, Rainer Milkoreit. »Unstimmigkeiten wurden ausgeräumt und die Basis für eine künftige faire Zusammenarbeit geschaffen.« Ein »besonderer Dank« gelte außerdem dem Oberbürgermeister der Stadt Potsdam, Jann Jakobs (SPD). Er hatte zwischen den Verein und Verband vermittelt.
»Obwohl es weiterhin unterschiedliche Beurteilungen bezüglich einzelner rechtlicher Aspekte gibt, haben wir diesen Vereinbarungen zugestimmt«, sagte der Vorsitzende des SV Babelsberg 03, Archibald Horlitz. »Dies geschah vor dem Hintergrund eines höheren Guts, nämlich dem immer wichtiger werdenden Engagement gegen Rassismus und dem deutlichen Eintreten für Toleranz, dass sichtbar und nachhaltig durch den NOFV unterstützt wird.«
Ein Urteil des NOFV-Sportgerichts vom 19. Juni 2017 und die darin verhängte Geldstrafe von 7000 Euro bleiben zwar bestehen, Babels- berg könne nun aber 3500 Euro für sicherheitstechnische, infrastrukturelle, gewaltpräventive Maßnahmen oder Maßnahmen gegen Rassismus und Rechtsextremismus verwenden. Die verbleibenden 3500 Euro Strafe sollen vom NOFV dazu verwendet werden, Aktionen gegen Rassismus und Rechtsextremismus, für Fairness, Respekt und Toleranz zu finanzieren.
Das Urteil des NOFV-Gerichts hatte im vergangenen Jahr für Zündstoff gesorgt. Beim Regionalligaspiel gegen Cottbus im Karl-LiebknechtStadion hatten einige Gästefans versucht, den Platz zu stürmen. Es wurde Pyrotechnik gezündet. Außerdem kam es zu rassistischen und antisemitischen Gesängen aus dem Fanblock der Cottbuser. Vereinzelt wur- de auch der Hitlergruß gezeigt. Das ist auf Videoaufnahmen im Internet eindeutig zu erkennen. Als direkte Reaktion auf die Ausschreitungen skandierten gleich mehrere als links geltende Babelsberger Fans »Nazischweine raus«.
Die Lausitzer wurden vom NOFVSportgericht zunächst nur zu einer Geldstrafe von 5000 Euro wegen »unsportlichen, diskriminierenden Verhaltens seiner Anhänger« verdonnert. Erst nach mehrfacher Neuauflage des Verfahrens wurde die Strafe vom DFB-Bundesgericht auf 7000 Euro angehoben.
Für Empörung sorgte bei der Urteilsbegründung gegen die Babelsberger, dass lediglich die »Nazischweine raus«-Rufe Erwähnung fanden, nicht jedoch die menschen- feindlichen Entgleisungen der Cottbuser Gäste. Diese seien nicht dokumentiert worden, sagte NOFVRichter Stephan Oberholz später in einem Interview mit dem Deutschlandfunk.
Das wollte Babelsberg nicht auf sich sitzen lassen. Eine Berufung des Sportvereins wurde jedoch wegen Formfehlern vom NOFV zurückgewiesen, was zu einer weiteren Verhärtung der Fronten zwischen beiden Parteien führte.
Oberbürgermeister Jakobs sieht die jetzige Einigung zwischen NOFV und dem SV Babelsberg 03 als Gewinn für alle an: »Wenn es gelingt, jetzt gemeinsam gegen Gewalt und Rassismus im Fußball vorzugehen, haben wir einen großen Schritt nach vorn gemacht.«