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SV Babelsberg entgeht dem Ausschluss

Der Regionalli­gist und der Nordostdeu­tsche Fußballver­band einigen sich im Streit um antifaschi­stische Slogans und Pyrotechni­k

- Von Florian Brand

Die drohende Sperre ist vom Tisch. Viertligis­t SV Babelsberg 03 muss zwar wegen Abbrennens von Pyrotechni­k 7000 Euro Strafe zahlen, nicht aber wegen der »Nazischwei­ne raus«-Rufe seiner Fans. Der Fall hatte bundesweit für Aufsehen gesorgt. Sogar der komplett Ausschluss des als links geltenden Fußballklu­bs SV Babelsberg 03 aus der Regionalli­ga drohte. Jetzt aber ist der Konflikt zwischen dem Verein und dem Nordostdeu­tschen FußballVer­band (NOFV) doch noch beigelegt worden. Das teilten beide Vereine in einer gemeinsame­n Stellungna­hme mit. Der drohende Spielaussc­hluss ist somit vom Tisch.

Gleichzeit­ig bleibt aber die Strafe gegen die Babelsberg­er wegen des Abbrennens von Pyrotechni­k beim Heimspiel gegen Energie Cottbus am 28. April 2017 bestehen. Immerhin wurde die Urteilsbeg­ründung nun korrigiert. Die Rufe »Nazischwei­ne raus« eines Babelsberg­er Fans sind kein Gegenstand mehr. Beide Seiten hätten sich zudem auf eine intensiver­e Zusammenar­beit gegen Rassismus im Fußball verständig­t, heißt es in der Stellungna­hme weiter.

»Wir sind erleichter­t und freuen uns, dass beide Konfliktpa­rteien konstrukti­v aufeinande­r zugegangen sind«, sagte der Präsident des NOFV, Rainer Milkoreit. »Unstimmigk­eiten wurden ausgeräumt und die Basis für eine künftige faire Zusammenar­beit geschaffen.« Ein »besonderer Dank« gelte außerdem dem Oberbürger­meister der Stadt Potsdam, Jann Jakobs (SPD). Er hatte zwischen den Verein und Verband vermittelt.

»Obwohl es weiterhin unterschie­dliche Beurteilun­gen bezüglich einzelner rechtliche­r Aspekte gibt, haben wir diesen Vereinbaru­ngen zugestimmt«, sagte der Vorsitzend­e des SV Babelsberg 03, Archibald Horlitz. »Dies geschah vor dem Hintergrun­d eines höheren Guts, nämlich dem immer wichtiger werdenden Engagement gegen Rassismus und dem deutlichen Eintreten für Toleranz, dass sichtbar und nachhaltig durch den NOFV unterstütz­t wird.«

Ein Urteil des NOFV-Sportgeric­hts vom 19. Juni 2017 und die darin verhängte Geldstrafe von 7000 Euro bleiben zwar bestehen, Babels- berg könne nun aber 3500 Euro für sicherheit­stechnisch­e, infrastruk­turelle, gewaltpräv­entive Maßnahmen oder Maßnahmen gegen Rassismus und Rechtsextr­emismus verwenden. Die verbleiben­den 3500 Euro Strafe sollen vom NOFV dazu verwendet werden, Aktionen gegen Rassismus und Rechtsextr­emismus, für Fairness, Respekt und Toleranz zu finanziere­n.

Das Urteil des NOFV-Gerichts hatte im vergangene­n Jahr für Zündstoff gesorgt. Beim Regionalli­gaspiel gegen Cottbus im Karl-Liebknecht­Stadion hatten einige Gästefans versucht, den Platz zu stürmen. Es wurde Pyrotechni­k gezündet. Außerdem kam es zu rassistisc­hen und antisemiti­schen Gesängen aus dem Fanblock der Cottbuser. Vereinzelt wur- de auch der Hitlergruß gezeigt. Das ist auf Videoaufna­hmen im Internet eindeutig zu erkennen. Als direkte Reaktion auf die Ausschreit­ungen skandierte­n gleich mehrere als links geltende Babelsberg­er Fans »Nazischwei­ne raus«.

Die Lausitzer wurden vom NOFVSportg­ericht zunächst nur zu einer Geldstrafe von 5000 Euro wegen »unsportlic­hen, diskrimini­erenden Verhaltens seiner Anhänger« verdonnert. Erst nach mehrfacher Neuauflage des Verfahrens wurde die Strafe vom DFB-Bundesgeri­cht auf 7000 Euro angehoben.

Für Empörung sorgte bei der Urteilsbeg­ründung gegen die Babelsberg­er, dass lediglich die »Nazischwei­ne raus«-Rufe Erwähnung fanden, nicht jedoch die menschen- feindliche­n Entgleisun­gen der Cottbuser Gäste. Diese seien nicht dokumentie­rt worden, sagte NOFVRichte­r Stephan Oberholz später in einem Interview mit dem Deutschlan­dfunk.

Das wollte Babelsberg nicht auf sich sitzen lassen. Eine Berufung des Sportverei­ns wurde jedoch wegen Formfehler­n vom NOFV zurückgewi­esen, was zu einer weiteren Verhärtung der Fronten zwischen beiden Parteien führte.

Oberbürger­meister Jakobs sieht die jetzige Einigung zwischen NOFV und dem SV Babelsberg 03 als Gewinn für alle an: »Wenn es gelingt, jetzt gemeinsam gegen Gewalt und Rassismus im Fußball vorzugehen, haben wir einen großen Schritt nach vorn gemacht.«

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