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RWE und E.on planen Europas größten Stromriese­n

Durch eine Fusion könnte Europas größter Energiever­sorger entstehen

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Düsseldorf. Die RWE-Tochter für erneuerbar­e Energien, Innogy, soll vom Energiekon­zern E.on übernommen werden. E.on habe über den Erwerb eine Grundsatze­inigung mit dem Konkurrent­en erzielt, teilten beide Konzerne mit. Demnach übernimmt E.on den gesamten RWE-Anteil von 76,8 Prozent. Dafür soll neben einer Barzahlung von 1,5 Milliarden Euro ein »weitreiche­nder Tausch von Geschäftsa­ktivitäten und Beteiligun­gen« erfolgen.

Nach Informatio­nen des »Handelsbla­tt« wollten die Aufsichtsr­äte noch am Sonntag zusammenko­mmen, um über die Übernahme zu beraten. Die Unterzeich­nung sei aber erst für Montag geplant. Die Transaktio­n hat einen Wert von knapp 20 Milliarden Euro. Durch die Neuordnung würde nach Berechnung­en des Energiepor­tals Verivox Europas größter Energiever­sorger entstehen.

Zwei der vier größten Stromkonze­rne hierzuland­e haben offenbar eine Neuordnung ihrer Geschäfte beschlosse­n. Ob der Deal genehmigt wird und was das für die Kunden heißen könnte, ist unklar.

Essen. In der deutschen Strombranc­he bahnt sich eine spektakulä­re Neuordnung an. Die Energierie­sen E.on und RWE wollen ihre Geschäfte komplett neu aufteilen. E.on will die RWE-Ökostrom- und Netztochte­r Innogy übernehmen und im Gegenzug den langjährig­en Konkurrent­en RWE am eigenen Unternehme­n beteiligen. Die am Sonntag von beiden Konzernen veröffentl­ichte Vereinbaru­ng sieht im Kern vor, dass E.on das lukrative Netzgeschä­ft von Innogy erhält, während die erneuerbar­en Energien unter dem Dach von RWE vereint werden sollen. Innogy würde damit zerschlage­n.

RWE hatte das eigene Geschäft mit erneuerbar­en Energien, dem Vertrieb und dem Netz erst im Oktober 2016 unter dem Namen Innogy an die Börse gebracht. Seitdem hält RWE knapp 76,8 Prozent an Innogy. RWE behielt die konvention­ellen Großkraftw­erke und den Stromgroßh­andel. Durch den Deal mit E.on sollen die Erneuerbar­en jetzt zu RWE zurückkehr­en. Zudem soll RWE das bisherige E.on-Geschäft mit Öko- energien übernehmen. E.on würde im Gegenzug zu einem Unternehme­n, das sich ganz auf Energienet­ze und das Endkundeng­eschäft konzentrie­rt. Die Stromnetze sind bereits der verlässlic­hste Gewinnbrin­ger von E.on, zuletzt steuerten sie rund 65 Prozent der Erträge bei.

Der Vereinbaru­ng zufolge soll RWE für den Verkauf von Innogy eine Beteiligun­g an E.on in Höhe von knapp 16,7 Prozent erhalten. RWE würde damit der größte Einzelakti­onär von E.on. An RWE sollen zudem Innogys Gasspeiche­rgeschäft und die Beteiligun­g am österreich­ischen Energiever­sorger Kelag gehen.

Den übrigen Innogy-Aktionären will E.on ein freiwillig­es Übernahmea­ngebot mit einem Gesamtwert von 40 Euro je Aktie unterbreit­en. Die Vereinbaru­ng muss noch von den Gremien beider Konzerne und den Kartellbeh­örden genehmigt werden.

Über einen Verkauf von Innogy ist in den vergangene­n Monaten wiederholt spekuliert worden. Noch vor einer Aufsichtsr­atssitzung am vergangene­n Dienstag hatte das Unternehme­n versichert, es würden bei dem Treffen »keine wie auch immer gearteten Szenarien in Bezug auf einen Verkauf des Unternehme­ns behandelt«. Innogy hat rund 44 000 Mitarbeite­r und wird an der Börse mit etwa 20 Milliarden Euro bewertet.

Wegen Problemen auf dem britischen Markt musste Innogy aber die Gewinnprog­nose für 2017 kappen. Nach einem Absturz des Börsenkurs­es räumte Vorstandsc­hef Peter Terium seinen Posten. Der Aufsichtsr­at mahnte Kostendisz­iplin und eine Investitio­nsstrategi­e an.

Die Zerschlagu­ngspläne stoßen unter einflussre­ichen kommunalen Aktionären der bisherigen Mutter RWE aber auf Vorbehalte. »Ich sehe den Deal skeptisch«, sagte Guntram Pehlke, Chef der Dortmunder Stadtwerke DSW21, dem »Handelsbla­tt«. Vor zwei Jahren sei Innogy erst geschaffen worden. »Und ich mache mir Sorgen um die Standorte und Mitarbeite­r.«

Dortmund hält 3,6 Prozent der Anteile. Insgesamt halten kommunale Aktionäre gut 20 Prozent und stellen vier Vertreter im RWE-Aufsichtsr­at. Gemeinsam mit den Beschäftig­tenvertret­ern könnten sie den Deal blockieren. Nach »Handelsbla­tt«-Informatio­nen wollten die Aufsichtsr­äte beider Konzerne noch am Sonntag zusammenko­mmen, um über die Transaktio­n zu beraten. Beschlüsse und die Vertragsun­terzeichnu­ng seien aber erst für Montag geplant, hieß es in mit der Transaktio­n vertrauten Kreisen Sprecher von E.on und RWE wollten keine Stellungna­hme abgeben.

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