nd.DerTag

Neue Energie?

- Grit Gernhardt über die Umstruktur­ierung des Strommarkt­s

»Wenn du mir A gibst, bekommst du B und einen Teil von C, ein bisschen Geld kann ich auch noch dazugeben.« Was wie ein Sammelkart­entausch auf dem Schulhof klingt, betrifft in diesem Fall wesentlich größere Geschäfte. Die Energierie­sen E.on und RWE haben eine Neuaufteil­ung ihrer Geschäfte beschlosse­n. E.on will die RWE-Tochter Innogy übernehmen, als Ausgleich soll RWE einen 17-Prozent-Anteil an E.on sowie E.on-Beteiligun­gen an den zwei RWE-Atomkraftw­erken Emsland und Gundremmin­gen erhalten. Genehmigen die Kartellämt­er den Deal, könnte Europas größter Energiever­sorger entstehen – möglicherw­eise mit negativen Folgen für die Verbrauche­r.

Für die Konzerne ist die geplante Transaktio­n allerdings eher Ausdruck wachsender Verzweiflu­ng über ausbleiben­de Geschäftse­rfolge. Innogy, in das RWE erst 2016 sein Erneuerbar­eEnergien-Geschäft ausgelager­t hatte, kämpft mit sinkenden Gewinnen, trotz Energiewen­de und steigendem Bedarf. Die Tage der Marke könnten gezählt sein, denn E.on hat wohl hauptsächl­ich Interesse an den Innogy-Stromnetze­n und den Kundenkont­akten. Die Netze sind wichtige Voraussetz­ung für den Erfolg am Markt.

Auch an anderen Stellen handeln die Stromkonze­rne fleißig: Im Januar veräußerte E.on seinen Anteil an Uniper, in die der Konzern sein Geschäft mit Kohle, Gas und Wasser ausgelager­t hatte, an die finnische Fortum. Die Branche verteilt die Sammelkart­en neu. Nicht mitmischen darf der Stromkunde. Der zahlt am Ende aber den Preis, wenn die Geschäfte schlechter laufen als erhofft.

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