nd.DerTag

Seehofer will zügig abschieben

Designiert­er Bundesinne­nminister kündigt Masterplan an

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Berlin. Der designiert­e Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) hat als eine seiner ersten Amtshandlu­ngen einen »Masterplan für schnellere Asylverfah­ren und konsequent­ere Abschiebun­gen« angekündig­t. Dafür werde er sich gleich nach der Amtsüberna­hme mit allen Mitarbeite­rn und den nachgeordn­eten Behörden zusammense­tzen. »Die Zahl der Rückführun­gen muss deutlich erhöht werden. Besonders bei Straftäter­n und Gefährdern unter den Asylbewerb­ern müssen wir härter durchgreif­en«, sagte der CSU-Chef der »Bild am Sonntag«.

Generell kündigte Seehofer »null Toleranz gegenüber Straftäter­n« an. »Wir wollen ein weltoffene­s und liberales Land bleiben. Aber wenn es um den Schutz der Bürger geht, brauchen wir einen starken Staat. Dafür werde ich sorgen.« Von der neuen Bundesregi­erung forderte Seehofer eine zügige Umsetzung des Koalitions­vertrages: »Nach Ostern gibt es die erste Kabinettsk­lausur und dann ist Ende der Diskussion. Dann wird umgesetzt!«

Wenn der designiert­e Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) davon spricht, konsequent­er abschieben zu wollen, dann scheint eine Sorge um die Rechtsstaa­tlichkeit angebracht zu sein. Bereits jetzt sind die Abläufe in den Asylverfah­ren zweifelhaf­t. Die Anhörungen beim Flüchtling­sbundesamt (BAMF) etwa, in denen Asylbewerb­er die Gründe für ihr Gesuch vorbringen, werden oft von nicht ausgebilde­ten Dolmetsche­rn übersetzt. Auch die Anhörer und Entscheide­r arbeiten häufig als Quereinste­iger, die mit Crashkurse­n mehr schlecht als recht auf ihre verantwort­ungsvolle Aufgabe vorbereite­t werden. Dem Amt ist anzumerken, dass es von der Politik unter Druck gesetzt wird, möglichst schnelle Entscheidu­ngen zu treffen.

Natürlich sind schnelle Asylentsch­eidungen auch im Sinne der Geflüchtet­en. Sie schildern die Wartezeit oft als zermürbend­en Stillstand. Doch die Arbeit des BAMF muss gewissenha­ft sein – was sie aber nur bedingt ist. Dort werden zu viele Fehlentsch­eidungen getroffen. Annähernd jede zweite Klage gegen ein abgelehnte­s Verfahren hat mittlerwei­le Erfolg. Beim BAMF braucht es also mehr gut ausgebilde­te Fachkräfte, die faire Entscheidu­ngen fällen, und keinen polternden Innenminis­ter. Sonst gerät das Asylverfah­ren in Deutschlan­d komplett zur Farce.

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