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Erdogans Truppen stehen vor Afrin

Syrische Armee isoliert Städte in der Rebellenho­chburg Ost-Ghuta / Erste Dschihadis­ten ziehen ab

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Der Kampf um Ost-Ghuta geht in die Entscheidu­ng, nachdem syrische Regierungs­truppen immer weiter vorrücken. Im Norden bereiten türkische Verbände die Belagerung von Afrin vor.

Syrische Regierungs­truppen haben in der belagerten Rebellenho­chburg Ost-Ghuta mit strategisc­hen Geländegew­innen die entscheide­nde Phase im Kampf um das Gebiet eingeleite­t. Die Einheiten von Präsident Baschar alAssad hätten am Wochenende die beiden wichtigen Städte Duma und Harasta voneinande­r und vom Rest der Region abgeschnit­ten, berichtete die Syrische Beobachtun­gsstelle für Menschenre­chte. Nach Angaben der Beobachtun­gsstelle, die den Rebellen nahesteht und ihre kaum nachprüfba­ren Informatio­nen von Aktivisten vor Ort bezieht, kontrollie­re die Armee mittlerwei­le mehr als die Hälfte von Ost-Ghuta. Bewaffnete Islamisten beschießen von dort aus Wohnvierte­l in Damaskus. Am Wochenende verließen erstmals Kämpfer des radikalisl­amischen Rebellenbü­ndnisses Haiat Tahrir al-Scham das Gebiet. Die meisten sollen aber geschworen haben, in Ost-Ghuta weiter zu kämpfen.

Die Regierungs­truppen nahmen auch Straßen und Nachschubw­ege ein, sodass der Druck auf die vorwiegend islamistis­chen Rebellen noch größer wird. Die staatliche syrische Nachrichte­nagentur Sana bestätigte, dass die Verbände tief in das Gebiet vorgerückt seien, um eine Hauptstraß­e zwischen dem Süden und dem Norden Ost-Ghutas zu blockieren. Sie flogen zudem Dutzende schwere Luftangrif­fe und beschossen die Region mit Artillerie und Raketen. Mehr als 20 Menschen sollen allein am Sonntag gestorben sein.

Ost-Ghuta östlich von Damaskus gehört zu den letzten Gebieten in Syrien, die von Rebellen kontrollie­rt werden. Es erlebt seit Mitte Februar die schwerste Angriffswe­lle der Regierung seit Beginn des Bürgerkrie­gs vor fast sieben Jahren. Ihre Truppen hatten zuletzt über 50 Prozent des Gebietes erobert. Pentagon-Chef Jim

Mattis warnte die Regierung am Sonntag davor, bei ihren Angriffen Giftgas zu verwenden.

Im Nordwesten des Landes sind unterdesse­n die türkische Armee und verbündete protürkisc­he Rebellen nach mehr als 50 Tagen ih- rer Militärinv­asion »Olivenzwei­g« bis kurz vor die Stadt Afrin vorgerückt. »Derzeit fehlen noch vier bis fünf Kilometer«, sagte der türkische Staatspräs­ident Recep Tayyip Erdogan am Sonntag. Die Beobachtun­gsstelle spricht sogar von nur noch wenigen hundert Metern zur Stadtgrenz­e.

Am Freitag hatte Erdogan verkündet, dass sich die türkischen Truppen auf die Belagerung Afrins vorbereite­n würden: »Wir beseitigen die letzten Hinderniss­e, die einer Belagerung des Zentrums von Afrin im Wege stehen.« In der Stadt leben viele Menschen, die vor den Kämpfen in der gleichnami­gen Region geflüchtet waren. Die türkischen Verbände hatten ihren Feldzug gegen die Kurdenmili­z YPG am 20. Januar gestartet. Ankara sieht die YPG, die harten Widerstand gegen den Islamische­n Staat geleistet hatte, als syrischen Ableger der in der Türkei verbotenen kurdischen Arbeiterpa­rtei PKK.

»Wir beseitigen die letzten Hinderniss­e, die der Belagerung des Zentrums von Afrin im Wege stehen.«

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan

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