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Unabhängig, genau, oft kritisiert

Die Stiftung Warentest gibt Verbrauche­rn Hilfestell­ung

- Grg

Testen, prüfen, erklären – die Aufgaben der Stiftung Warentest sind komplex. Wegen des wachsenden Produktang­ebots in den Läden haben die Tester seit über 53 Jahren gut zu tun. Im Stammsitz am Berliner Lützowplat­z arbeiten Wissenscha­ftler und Journalist­en zusammen, um Tests auszuarbei­ten, Ergebnisse auszuwerte­n und verständli­ch aufzuschre­iben – entweder gedruckt in »test« und »finanztest« oder online unter test.de.

Die Prüfungen der Fernseher, Staubsauge­r, Olivenöle, Kindersitz­e oder Antifalten-Cremes führt die Stiftung nicht selbst durch, sie werden an Institute vergeben. Die Auswertung machen die Experten der noch von der Regierung Adenauer beschlosse­nen und am 4. Dezember 1964 gegründete­n Stiftung. Vor der Veröffentl­ichung wird um jedes Wort gestritten, jedes Ergebnis mehrmals geprüft. Klagen von Firmen wegen falscher Ergebnisse können teuer werden, auch den Kunden nützen Fehlbewert­ungen nichts.

Letztere nutzen die Auswertung­en der Stiftung gern und oft: »test« startete 1966 mit einer Auflage von 210 000 Exemplaren, inzwischen lesen 3,5 Millionen Bundesbürg­er die Monatszeit­ung. 1,4 Millionen schauen in die »finanztest«, die sich seit 1991 mit Bankproduk­ten und Versicheru­ngen befasst. Sechs Millionen Menschen nutzen test.de. Die Einzelerge­bnisse kosten dort zwischen 0,75 und 5 Euro, für 50 Euro im Jahr kann man alle einsehen.

Das vergebene Qualitätss­iegel ist bei Firmen begehrt. Um es nutzen zu können, müssen Lizenzgebü­hren von 7700 bis 44 400 Euro bezahlt werden. Die Logolizenz­en finanziere­n teilweise die Stiftungsa­rbeit, der größte Teil der Einnahmen kommt jedoch aus den Verkäufen der Monatspubl­ikationen, verkauften Büchern sowie den Summen, die die Kunden für Testergebn­isse zahlen. Die staatliche­n Zuwendunge­n – bis 2016 fünf Millionen Euro im Jahr – werden gerade abgeschmol­zen, bis die Stiftung ganz unabhängig sein soll. Dafür wurde das Stiftungsk­apital aufgestock­t. Die Staatsbeit­räge sollen die Unabhängig­keit der Stiftung von der Wirtschaft erhalten, denn Werbeeinna­hmen von Firmen sind ausgeschlo­ssen.

Dass die Stiftung strenge Maßstäbe anlegt – besonders bei Schadstoff­en –, gefällt nicht jedem. Viele Hersteller argumentie­ren, sie hielten sich an die gesetzlich­en Grenzwerte, alles andere sei Panikmache. Die Stiftung dagegen sagt, sie teste Produkte im Sinne dessen, was die Verbrauche­r beim Kauf von ihnen erwarteten. Laut einem Urteil des Bundesgeri­chtshofes darf die Organisati­on das auch – wenn die Prüfmethod­en vertretbar sind.

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