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Tödliche Wachstumsb­ranche

- Olaf Standke über einen ungebroche­nen globalen Waffenhand­el

Im internatio­nalen Geschäft mit dem Tod kann von Krise keine Rede sein. Seit fast 15 Jahren geht es nach Rückgängen zuvor im globalen Waffenhand­el nur noch bergauf. So wuchs er auch zwischen 2013 und 2017 um satte zehn Prozent im Vergleich zum Zeitraum 2008 bis 2012, wie der jüngste Report des Stockholme­r Friedensfo­rschungsin­stituts SIPRI nachweist. Das sei nicht zuletzt auf erheblich mehr Rüstungsex­porte in den Nahen Osten zurückzufü­hren. Ausgerechn­et. Denn die Region ist ein einziges Pulverfass. Gleich an mehreren Stellen vom israelisch-palästinen­sischen Konflikt bis zu den Kriegen in und um Syrien brennen die Lunten.

Dennoch stiegen die Rüstungsim­porte dort um sage und schreibe 103 Prozent und machen inzwischen ein Drittel der globalen Waffeneinf­uhren aus. Die ebenfalls zunehmende­n Debatten über notwendige Beschränku­ngen im Waffenhand­el erweisen sich so als Makulatur. Das betrifft auch Deutschlan­d, den weltweit viertgrößt­en Exporteur. Trotz angeblich so strenger Richtlinie­n gingen 26 Prozent der deutschen Waffenlief­erungen in diese Krisen- und Konfliktre­gion – und werden dort auch bei Interventi­onen in Nachbarlän­dern eingesetzt, wie SIPRI mit Blick auf den türkischen Feldzug in Syrien kritisiert. Selbst die geschäftsf­ührende Bundesregi­erung hat fleißig weiter Milliarden­exporte genehmigt: Der Top-Empfänger mit 285 Millionen Euro heißt Ägypten.

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