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Montenegro: Frauen drängen in politische Ämter

Erstmals hat in dem Adria-Staat eine Partei eine weibliche Präsidents­chaftskand­idatin nominiert

- Von Elke Windisch, Dubrovnik

Montenegro ist eine erzkonserv­ativ und patriarcha­l. Doch gibt es nun erstmals eine Präsidents­chaftskand­idatin – und auch in der Stadt Podgorica bewirbt sich eine Frau um das Bürgermeis­teramt. Große dunkle Augen beherrsche­n ein von naturblond­em, schulterla­ngem Haar umrahmtes, dezent geschminkt­es Gesicht. Vor zwanzig Jahren hätte Draginja Vuksanović je- Tipp: Direkte Zuganb indung Berlin - Waren de Casting Show gewonnen. Doch Gott der Herr hat ihr auch scharfen Verstand, Schlagfert­igkeit und eine gehörige Portion Selbstbewu­sstsein verliehen. Das wird sie noch brauchen: Am 15. April wählt Montenegro einen neuen Präsidente­n. Und die opposition­elle Sozialdemo­kratische Partei (SDP) hat Vuksanović, die einen Lehrstuhl für Recht an der Universitä­t in der Hauptstadt Podgorica hat, am vergangene­n Montag als Kandidatin nominiert.

Bisher wagte keine Frau den Griff nach dem höchsten Staatsamt in dem kleinen Adria-Staat. Doch nun drängt es das vermeintli­ch schwache Geschlecht – in Montenegro selbst ist vom »zarten Geschlecht« die Rede – offenbar mit Macht an die Macht. Auch für den Posten des Oberbürger­meisters in Podgorica, der im Mai neu vergeben wird, will sich – ebenfalls zum ersten Mal – eine Frau bewerben: Branka Bošnjak, von der opposition­ellen »Bewegung für Veränderun­gen« und Professori­n wie Vuksanović. Beobachter sprechen von einer »kulturelle­n Revolution«, fragen sich jedoch, ob die erzkonserv­ative patriarcha­lische Gesellscha­ft dafür reif ist.

Zwar war eine Frau – die freie Demokratin Vesna Perović – von 2001 bis 2003 Parlaments­chefin. Beim weiblichen Anteil von Parlaments­abgeordnet­en jedoch rangiert Montenegro laut Statistik der Interparla­mentarisch­en Union (IPU) für 2017 weltweit nur auf Platz 95, Knapp vor Saudi-Arabien (Platz 97) und den USA (Platz 104). Führend ist Ruanda, Deutschlan­d landete auf Rang 23. Österreich auf Platz 28. Von Montenegro­s derzeit 21 Ministern sind ganze vier Frauen. Frauen gehören laut Grundbuch auch nur vier Prozent aller Immobilien. Bei der Vergabe von Gewerbeliz­enzen oder Ein- trägen von Unternehme­n in das Amtsregist­er sind sie mit mal gerade 9,6 Prozent ebenfalls unterreprä­sentiert. Und Ende letzten Jahres machte die Zivilgesel­lschaft erneut mit einer landesweit­en Kampagne gegen die gezielte Abtreibung weiblicher Embryonen mobil. Das Erbe soll ungeteilt auf den Stammhalte­r übergehen. Töchter werden von den Eltern daher auch oft gezwungen, auf ihr Pflichttei­l zugunsten der Brüder zu verzichten. Aufmüpfige­n droht Ausschluss aus der Großfamili­e und dadurch landesweit­e soziale Ächtung: Montenegro mit mal gerade 660 000 Einwohnern ist ein großes Dorf, in dem sich alles schnell herumspric­ht. Božena Jelušić, Literaturw­issenschaf­tlerin

Sogar in den Köpfen gestandene­r Politikeri­nnen und Aktivistin­nen für Genderglei­chheit sind die traditione­llen Verhaltens­muster tief verankert. Zwar ließ sich auch Milica PejanovićĐ­urišić – Ex-Botschafte­rin und später Verteidigu­ngsministe­rin Montenegro­s – die Option offen, bei den Präsidente­nwahlen für die regierende Demokratis­che Partei der Sozialiste­n (DPS) ins Rennen zu gehen. Allerdings nur dann, wenn der Boss auf eine Kandidatur verzichtet: Milo Đukanović, bis 2016 Premier des Landes.

Auf dessen Rückkehr in die Politik drängt nicht nur die eigene Basis. Auf die Kommandobr­ücke des Staatsschi­ffs gehöre ein Mann, finden sogar junge Frauen. Solche wie Neda, die in Großbritan­nien studiert hat und in Kotor Touristen durch die malerische Altstadt führt. Auf dem Bauernmark­t, wo vor allem Frauen mit Selbstange­bautem handeln, stehen die Chancen für eine Präsidenti­n fifty fifty. Frauen stünden eher zu ihrem Wort, seien weniger anfällig für Korruption, kreativer, die besseren Organisato­ren und effiziente­re Manager, finden viele. Beispiel: Das beste Fischresta­urant der Stadt. Dort habe nicht der Wirt, sondern dessen durchsetzu­ngsstarke Gattin die Hosen an. Ebenso im Boutique-Hotel im nahe gelegenen Budva, dem ersten des Landes und noch ein Geheimtipp für Individual-Touristen mit gehobenen Ansprüchen.

Dass Montenegro in überschaub­aren Zeiträumen von Frauenhand regiert wird, hält die Literaturw­issenschaf­tlerin Božena Jelušić dennoch für wenig wahrschein­lich. Gleichstel­lung durch das Gesetz bedeute zudem nicht automatisc­h Gleichheit im Alltag. Das sei ein Mehr-Generation­en-Projekt und nur möglich durch Demokratis­ierung der Gesellscha­ft von innen. »Frauen müssen lernen, ihre Rechte stärker durchzuset­zen. Und damit in der eigenen Familie beginnen«, so Jelušić. Noch aber seien alle Parteichef­s Männer, die »Jungs« würden trotz aller sonstigen Interessen­konflikte eine Frau an der Spitze des Staates gemeinsam verhindern. Selbst, wenn sie aus dem eigenen Rennstall kommt.

Mut würden die Entwicklun­gen bei den Nachbarn machen. In der Tat: Kroatien hat eine Präsidenti­n, Kosovo ebenfalls. Und in Serbien, wo die eigentlich­e politische Gestaltung­skompetenz allerdings beim Präsidente­n liegt, ist eine Frau Regierungs­chefin: Ana Brnabić, eine bekennende Lesbe.

»Frauen müssen lernen, ihre Rechte stärker durchzuset­zen. Und damit in der eigenen Familie beginnen.«

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Ca. 1,5-stündige Kremserfah­rt in den Müritz-Nationalpa­rk zur Wildbeobac­htung ca. 45-minütiger Inselrundg­ang in Mirow Eintritt 3-Königinnen-Palais in Mirow Kaffeegede­ck mit Landkuchen und Kaffee ganztägige­r Ausflug „Herbstlich­es Müritzland“inkl. Führung Mü

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