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Präventiv fahren würde helfen

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Die Unfallbila­nz, die der ADFC Berlin jedes Jahr vorliegt, bietet nie Grund zu ungetrübte­r Freude. Zu große ist die Zahl der Radfahrer, die auf den Straßen der Stadt zu Schaden kommen. Und es ist auch nur wenig beruhigend, dass die Zahl der Stürze und Kollisione­n 2017 insgesamt zurückgega­ngen ist – gab es doch dafür mehr Schwerverl­etzte. Ganz zu schweigen von den zehn Menschen, die bei Fahrradunf­ällen ihr Leben verloren haben. Es waren weniger Fälle, doch sie lösten wahre Schockwell­en in der Öffentlich­keit aus – und den Ruf nach raschen Lösungen für mehr Schutz der Radfahrer.

In der Regel geht es darum, den motorisier­ten Verkehr zur Räson zu bringen. Verlangsam­ung des Autoverkeh­rs, verbindlic­he Aufrüstung von Lkw mit Abbiegeass­istenten, mehr Platz und grüne Welle für den Radverkehr. Und natürlich die konsequent­e Ahndung von Rowdytum, also Rasern, Radspurpar­kern, Vorfahrtsc­hneidern – am Steuer von Autos und Motorräder­n. All das klingt vernünftig, braucht aber Zeit und viel mehr Personal. Der Senat hat sich längst auf den Weg gemacht, den Berliner Verkehr neu zu ordnen. Umwelt und Sicherheit stehen im Fokus. Die Zukunft fährt eher Bus und Bahn, sitzt auf dem Fahrradrad­sattel oder geht zu Fuß.

Bis es soweit ist, sollten alle Verkehrste­ilnehmer das Ihre tun, damit möglichst wenige Unfälle geschehen. Das schließt den Radler ausdrückli­ch ein, denn er ist gegenüber Mitbewerbe­rn auf den Straßen gehandicap­t – mit viel mehr Schuss unterwegs als Fußgänger, nicht durch Knautschzo­nen geschützt wie der Autofahrer. Stürze und Zusammenst­öße enden fast immer schmerzhaf­t – das ist Grundwisse­n, sollte man meinen. Doch im realen Leben wird geradelt auf Teufel komm raus. Ohne Rücksicht auf andere, ohne Respekt vor dem Risiko anderer, ohne Bremse, Klingel und Licht. In Berlin fehlt Kontrolle. Wer also mehr Sicherheit auf dem Rad will, muss bei sich selbst anfangen. Die Fehler anderer mitdenken, präventiv fahren würde ja schon helfen.

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Foto: nd/Ulli Winkler Tomas Morgenster­n sieht Radfahrer stärker in Verantwort­ung für ihre Sicherheit.

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