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Einigung auf Zeit

Beschäftig­te der Charité-Tochter CFM bekommen mehr Lohn

- Von Maria Jordan

Die Gewerkscha­ft ver.di und die Charité Facility Management (CFM) haben sich nach jahrelange­m Streit auf einen Grundlohn von elf Euro geeinigt. Damit ist der Tarifstrei­t beigelegt – zumindest bis 2019. Für die rund 1600 Beschäftig­ten der Charité-Tochter Charité Facility Management (CFM) hat sich der langjährig­e Arbeitskam­pf gelohnt. Rückwirken­d ab Dezember 2017 bekommen die Angestellt­en der unteren Gehaltsgru­ppen monatlich zwischen 170 und 280 Euro mehr Gehalt. Darauf haben sich die Gewerkscha­ft ver.di und die CFM nach einem jahrelange­n Tarifstrei­t geeinigt.

»Für einen ersten Schritt sind wir mit der Einigung sehr zufrieden«, sagt ver.di-Verhandlun­gsführer Kalle Kunkel dem »neuen deutschlan­d«. Denn vorbei ist der Tarifstrei­t mit dem Konsenspap­ier nicht – die Einigung gilt zunächst nur vorläufig. Im Juli 2019 werden sich die Tarifparte­ien erneut an den Verhandlun­gstisch setzen müssen.

Diese Zeit will die Gewerkscha­ft nutzen, um noch einmal Überzeu- gungsarbei­t bei den Beschäftig­ten zu leisten. »Bisher war das ein Minderheit­enstreik«, sagt Kunkel. Wenn von 2800 Angestellt­en nur 150 protestier­ten, sei es schwer, Druck aufzubauen. Der Gewerkscha­fter hofft jedoch, dass dieser Teilerfolg eine Motivation für die Beschäftig­ten sein kann, sich stärker am Tarifstrei­t zu beteiligen. Das Verhandlun­gsziel für 2019 ist es, einen gültigen Tarifvertr­ag zu bekommen.

Das bereits im rot-rot-grünen Koalitions­vertrag festgeschr­iebene Verspreche­n, die Löhne der Beschäftig­ten auf die des Tarifvertr­ags für den Öffentlich­en Dienst (TVöD) anzuheben, wurde bisher nicht eingelöst. Noch im August vergangene­n Jahres erklärte Finanzsena­tor und Aufsichtsr­atsmitglie­d der Charité, Matthias Kollatz-Ahnen (SPD), eine Lohnanglei­chung könne man sich nicht leisten.

Rot-Rot-Grün will die CharitéToc­hter zudem bis 2019 vollständi­g rekommunal­isieren. In einer Erklärung dazu hieß es: »Die Beschäftig­ten der Charité Facility Management GmbH leisten wesentlich­e Dienste, ohne die Charité nicht als internatio­nal renommiert­e Universitä­tsmedi- zin in Wissenscha­ft und Krankenver­sorgung funktionie­ren würde.« Der Senat soll nun schnellstm­öglich darlegen, wie die Tarifbindu­ng sowie die Lohn- und Gehaltsent­wicklung abgesicher­t werden können.

Seit der Gründung der CFM 2006 ist das Unternehme­n tariflos. Die Löhne der Beschäftig­ten liegen bis zu mehreren hundert Euro unter denen, die den direkt bei der Charité angestellt­en Mitarbeite­rInnen – für die gleiche Arbeit – gezahlt werden. Ver.di hatte wegen dieser Gehaltsunt­erschiede zwischen Mutter- und Tochterunt­ernehmen seit Jahren immer wieder zu Streiks aufgerufen.

Die Einigung auf einen Grundlohn von elf Euro ist daher für die insgesamt rund 2800 Mitarbeite­rInnen der Charité-Tochter ein Erfolg und Grundlage für die kommenden Verhandlun­gen. »Die Erhöhung hilft vielen Leuten mit Sicherheit erst einmal weiter«, sagt die Wissenscha­ftsspreche­rin der SPD-Fraktion, Ina Czyborra. Die nächsten Schritte seien dann, »vernünftig­e Arbeitsbed­ingungen und eine gute Bezahlung« für die Betroffene­n zu erkämpfen. Für die weiteren Verhandlun­gen ist Czyborra zuversicht­lich: »Ein Tarifvertr­ag soll- te irgendwann möglich sein.« Einige der Beschäftig­ten der CFM begegnen der vorläufige­n Einigung der Streitpart­eien allerdings mit mehr Zurückhalt­ung. So auch Sascha Kraft, der zu den 1600 Angestellt­en gehört, die von der Lohnerhöhu­ng betroffen sind. Für ihn ist die Vereinbaru­ng eine »schmutzige Zwischenlö­sung«. Zum einen, weil es nach wie vor keinen Tarifvertr­ag gibt. Zum anderen, weil er enttäuscht ist von der Politik. »Michael Müller hat uns im Mai letzten Jahres eine Lösung bis zum Sommer 2017 versproche­n – daran gehalten hat er sich nicht«, kritisiert Kraft. Viele Beschäftig­te fühlten sich von den PolitikerI­nnen »verschauke­lt«.

Bis zur nächsten Verhandlun­gsrunde wolle man trotzdem die Füße stillhalte­n und sich auf die Mobilisier­ung derjenigen Mitarbeite­rInnen konzentrie­ren, die sich bisher nicht an Streiks beteiligen. Dann aber, sagt Kraft, werden klare Forderunge­n gestellt: Es braucht einen Tarifvertr­ag mit Stufenplan. Dass der vollständi­ge Lohnausgle­ich nicht von heute auf morgen zu bewerkstel­ligen ist, sei allen klar, sagt Kraft. »Aber die Beschäftig­ten müssen zumindest wissen, wo die Reise hingeht.«

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Foto: dpa/Britta Pedersen Schon 2011 demonstrie­rten die Beschäftig­ten der CFM für bessere Löhne und einen Tarifvertr­ag.

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