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Viele Stellen noch frei

Sachsens Wachpolize­i fehlen die Bewerber

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Dresden. Zwei Jahre nach dem Start der Wachpolize­i in Sachsen sind immer noch nicht alle vorgesehen­en Stellen besetzt. Nach Angaben des Innenminis­teriums in Dresden versehen in den fünf sächsische­n Polizeidir­ektionen aktuell 400 Wachpolizi­sten ihren Dienst. Damit ist das 2016 begonnene Projekt weiter in Verzug – ursprüngli­ch waren 550 Stellen bis Mitte 2017 geplant. Gegenwärti­g würden in Bautzen 50 Anwärter zu Wachpolizi­sten ausgebilde­t, sagte eine Sprecherin der für die Ausbildung zuständige­n Bereitscha­ftspolizei Sachsen.

Knapp 300 Wachpolizi­sten sind demnach in Dresden, Leipzig und Chemnitz im Einsatz. Das übrige Viertel verteilt sich auf die Standorte Zwickau und Görlitz. Zuletzt ist das Interesse an der dreimonati­gen Ausbildung noch einmal stark zurückgega­ngen. Bewarben sich für den ersten Kurs mit 50 Plätzen noch knapp 2400 Frauen und Männer, waren es zuletzt nur noch 375 Bewerbunge­n. Vor einem Jahr waren es noch 985 Bewerber.

Wachpolizi­sten helfen etwa beim Schutz von Unterkünft­en für Flüchtling­e oder Asylbewerb­er, jüdischer und muslimisch­er Einrichtun­gen. Sie sichern Festnahmen oder Gefangenen­transporte mit ab oder bewachen gefährdete Objekte von Behörden – jedoch immer im Beisein eines regulär ausgebilde­ten Polizisten.

Bis Anfang März machten zwar 617 Frauen und Männer einen Abschluss als Wachpolizi­sten, aber nicht alle traten dann auch den Dienst an. Zudem wechselten im November 2017 die ersten 182 Wachpolizi­sten in die um sechs auf 24 Monate verkürzte reguläre Ausbildung für den Polizeivol­lzugsdiens­t. Andere wiederum arbeiten aus verschiede­nen Gründen nicht mehr als Wachpolizi­st oder entschiede­n sich für ein Studium bei der sächsische­n Polizei, wie die Sprecherin erläuterte.

Beim Sichern gefährdete­r Einrichtun­gen wie beispielsw­eise des US-Generalkon­sulats in Leipzig bedeuteten die Wachpolizi­sten eine Entlastung ihrer regulären Kollegen, sagt Cathleen Martin, sächsische Landesvors­itzende der Deutschen Polizeigew­erkschaft. »Aber die Fläche decken wir damit nicht ab, für den Bürger ist das nicht spürbar.« Doch den Einsatz von Wachpolizi­sten im Streifendi­enst hält Martin aufgrund der kurzen Ausbildung­szeit für keine gute Idee. So seien die Kollegen im Strafrecht nicht fit genug. Die einzige Lösung: mehr reguläres Personal.

Aktuell kommt Sachsens Polizei auf rund 11 000 Mitarbeite­r. Auch der innenpolit­ische Sprecher der Grünen warnt vor einer Ausweitung der Aufgaben für die Wachpolize­i. »Die dreimonati­ge Schnellaus­bildung mit Schusswaff­e ist und bleibt ein Sicherheit­srisiko auf zwei Beinen«, sagte Valentin Lippmann.

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