nd.DerTag

Dritte Handballli­ga statt Paralympic­s

Oliver Kern über die Missachtun­g der Behinderte­nsportler

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Lieber Saarlandli­ga als Paralympic­s. Diesen Eindruck hinterläss­t derzeit die Deutsche Presseagen­tur (dpa), wenn man in ihren Ergebnisdi­enst schaut. Dort ist zu erfahren, dass am vergangene­n Wochenende der TSV Haunstette­n den TSV Kandel bezwang und der SC Halberg Brebach beim TuS Herrensohr ein Unentschie­den erkämpfte. Was davon Fußball und was Handball war, ist doch jedem klar, oder? Welcher Monoskifah­rer in Pyeongchan­g Paralympic­s-Sieger wurde, schreibt die dpa jedenfalls nicht – außer er kommt aus Deutschlan­d.

All die unterschie­dlichen Startklass­en, das seien viel zu viele Wettbewerb­e, begründet dpa gegenüber dieser Zeitung die Entscheidu­ng. Dabei sind es nur 80 bei den Paralympis­chen Winterspie­len. Bei Olympia waren es 22 mehr, doch damals übermittel­te die Agentur immer die zehn Besten und alle deutschen Platzierun­gen. Von den Behinderte­nsportlern werden nicht mal die Medailleng­ewinner genannt. Dabei müssten die Agenturkol­legen dafür nicht mal vor Ort sein. Die dpa war ja auch nicht in Haunstette­n oder Herrensohr. Die Ergebnisse der Paralympic­s sollten mehr Menschen interessie­ren, als die der dritten Handballli­ga oder der zwölf Fußball-Oberligen. Selbst wenn dem nicht so wäre, ist diese Missachtun­g ein fatales Signal. Nachrichte­nagenturen sind Aufmerksam­keitstore. Offene Tore bedeuten die Inklusion behinderte­r Menschen. Geschlosse­ne aber zementiere­n ihre Ausgrenzun­g.

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