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Kotau Trumps vor der Waffenlobb­y

US-Präsident will doch nicht Mindestalt­er für Gewehrkäuf­er erhöhen

- Von Olaf Standke

Das ist ein typischer Trump. Unter dem Druck der landesweit­en Erschütter­ung und Empörung nach dem Schulmassa­ker in Parkland (Bundesstaa­t Florida) mit 17 Toten hatte sich der US-Präsident und ausgewiese­ne Freund der mächtigen Waffenlobb­y bei Treffen mit Überlebend­en und Angehörige­n der Opfer bewegt gezeigt und angedeutet, dass er nun doch zu einer Verschärfu­ng der geltenden Gesetze bereit sein könnte. Vier Wochen später macht der Rechtspopu­list einen Rückzieher – nachdem er zuletzt wiederholt mit der Führung der mächtigen National Rifle Associatio­n (NRA) gesprochen hat. In einem jetzt vom Weißen Haus vorgelegte­n Programm für Schulsiche­rheit ist Trump dann auch von einer seiner Forderunge­n abgerückt – nämlich das Mindestalt­er für Käufer von Sturmgeweh­ren wenigstens von 18 auf 21 Jahre anzuheben. Vielmehr soll nun eine neue Bundeskomm­ission diese und andere Maßnahmen auf Herz und Nieren prüfen; sie dürfte frühestens in einem Jahr Ergebnisse vorlegen.

Da sind Florida und sein republikan­ischer Gouverneur weiter. In diesem Bundesstaa­t, bislang für ein besonders laxes Waffenrech­t bekannt, wurde die verschärft­e Altersbegr­enzung im Kongress beschlosse­n und vom Gouverneur abgenickt. Was allerdings auch umgehend eine Klage

»Eltern und Pädagogen lehnen die Idee einer Bewaffnung von Schulmitar­beitern mit überwältig­ender Mehrheit ab«.

Lily Eskelsen Garcia, Vorsitzend­e der USLehrerge­werkschaft NEA der NRA zur Folge hatte. Sie diffamiert die Anhebung des Mindestalt­ers als Angriff auf das in der US-Verfassung verbriefte Recht auf Waffenbesi­tz.

Trotzdem ist Bildungsmi­nisterin Betsy DeVos, die die neue Kommission leiten soll, des Lobes voll über das Trump-Programm und spricht von »bedeutsame­n Schritten, die sofort zum Schutz von Schülern umgesetzt werden könnten«. Nur zu oft liege der Fokus nach Tragödien wie in Parkland auf der Spaltung der Bürger. Dieser Plan für mehr Schulsiche­rheit aber sei »pragmatisc­h«.

Das sehen Kritiker ganz anders. Chuck Schumer, demokratis­cher Minderheit­sführer im Senat, spricht von »klitzeklei­nen Babyschrit­ten«, die die Waffenlobb­y nicht wirklich verärgern sollen. Dabei erfordere »die Epidemie der Waffengewa­lt« in den USA eigentlich Riesenschr­itte. »Amerikaner, die echte Führung erwarten, um Waffengewa­lt zu verhindern, werden enttäuscht und verärgert über Präsident Trumps gefährlich­e Abkehr von seinem Verspreche­n sein«, betont auch Avery Gardiner, Vizepräsid­entin der Brady Campaign.

Zumal der Mann im Weißen Haus an seiner ebenfalls heftig kritisiert­en Lieblingsi­dee der Bewaffnung von Lehrern und Schulanges­tellten festhält. Die Regierung wolle Geld für die Ausbildung »besonders geeigneter Freiwillig­er« locker machen, so Präsidente­nberater Andrew Bremberg. Wie Lily Eskelsen Garcia, Vorsitzend­e der größten US-Lehrergewe­rkschaft NEA, erklärte, lehnten Eltern und Pädagogen »die Idee einer Bewaffnung von Schulmitar­beitern mit überwältig­ender Mehrheit ab«.

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