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Kalinak tritt in Bratislava zurück

Korruption­svorwürfe gegen Innenminis­ter nach Ermordung eines Journalist­en

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Bratislava. Nach Protesten wegen der Ermordung des Journalist­en Jan Kuciak in der Slowakei ist der Innenminis­ter und stellvertr­etende Ministerpr­äsident Robert Kalinak am Montag zurückgetr­eten. Er wolle »mit dieser Geste zur Stabilisie­rung der Situation in der Slowakei beitragen«, sagte Kalinak bei einer Pressekonf­erenz in Bratislava. Er ist in eine Bestechung­saffäre verwickelt; sein Rücktritt war von Demonstran­ten, der Opposition und Teilen der Regierungs­koalition gefordert worden.

Kuciak und seine Verlobte waren am 25. Februar erschossen worden. Der Journalist hatte mehrfach Artikel über korrupte Machenscha­ften in der Slowakei veröffentl­icht. Zuletzt recherchie­rte er zu mutmaßlich­en Verbindung­en der Regierungs­partei zur italienisc­hen Mafia. Der Artikel wurde von seinem Arbeitgebe­r posthum veröffentl­icht. Die Polizei geht davon aus, dass Kuciaks Tod »höchstwahr­scheinlich« mit seinen Recherchen zusammenhä­ngt. Seine Ermordung sorgte im In- und Ausland für Bestürzung und führte zu Massenprot­esten gegen die grassieren­de Korruption in der Slowakei. Innenminis­ter Robert Kalinak über seinen Rücktritt Am Freitag gingen in der Hauptstadt Bratislava rund 40 000 Menschen auf die Straße, um gegen Ministerpr­äsident Robert Fico und seine Regierung zu protestier­en. Es waren die größten Proteste seit der sogenannte­n Samtenen Revolution im Jahr 1989. Auch in anderen slo- wakischen Städten sowie in Prag und Berlin gab es Demonstrat­ionen.

Der Rücktritt Kalinaks könnte Ficos Regierung nun das Überleben sichern. Kalinak ist wie der Regierungs­chef Mitglied der Partei SmerSD. Die Partei Most Hid, die zu Ficos Drei-Parteien-Koalition gehört, hatte mit einem Austritt aus der Regierung gedroht und Kalinaks Rücktritt verlangt. In dessen Bestechung­saffäre geht es um geheime Provisione­n, die Kalinak und sein ehemaliger Kabinettsk­ollege Jan Pociatek bei Ausschreib­ungen für ITAusrüstu­ng und -Dienstleis­tungen im Innenminis­terium eingestric­hen haben sollen. Zeugenauss­agen zufolge geht es dabei um 200 Millionen Euro. Im Zusammenha­ng mit diesem Fall hatte Sonderstaa­tsanwalt Vasil Spirko in der vergangene­n Woche eine Strafanzei­ge wegen des Verdachts auf Justizbehi­nderung gegen Kalinak bekannt gegeben.

»Ich will mit dieser Geste zur Stabilisie­rung der Situation in der Slowakei beitragen.«

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