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148 Menschen starben im Verkehr

Innenminis­ter Karl-Heinz Schröter präsentier­te Verkehrsun­fallbilanz 2017

- Von Wilfried Neiße

Mit 59 Verkehrsto­ten je eine Million Einwohner bildet Brandenbur­g gemeinsam mit Sachsen-Anhalt das Schlusslic­ht in der bundesdeut­schen Verkehrsst­atistik für das vergangene­ne Jahr.

An die gute Nachricht ständig sinkender Zahlen bei Unfällen und Verkehrsto­ten hatte sich Brandenbur­g schon fast gewöhnt. Nun erfolgt der Dämpfer. Von einem Anstieg der Zahl der Verkehrsto­ten von 121 im Jahr 2016 auf 148, das heißt mehr als ein Fünftel, musste Innenminis­ter KarlHeinz Schröter (SPD) am Montag berichten, als er die Unfallbila­nz 2017 präsentier­te.

Zwar sei das kein Rückfall hin zu einer Situation, in der 931 Menschen allein im Jahr 1991 ihr Leben auf den Straßen des Landes lassen mussten, sagte der Minister. Auch müsse die geringe Zahl der Getöteten des Jahres 2016 als »positiver Ausreißer« gewertet werden, und Brandenbur­g habe sich im Vorjahr wieder dem grundsätzl­ichen Trend angepasst.

Die Zahl der getöteten Radfahrer hat sich hat sich mit 26 binnen eines Jahres verdoppelt, die Zahl der tödlich verunfallt­en Kraftradfa­hrer erhöhte sich mit 22 um das Anderthalb­fache. Als gute Nachricht sei zu vermelden, dass 2017 kein einziges Kind im Straßenver­kehr ums Leben kam. Vom laufenden Jahr könne man das leider schon nicht mehr behaupten, schloss Schröter an und verwies auf ein Mädchen, dass vor einigen Wochen in Brandenbur­g/Havel von einem Lkw tödlich verletzt wurde.

Mit 59 Verkehrsto­ten je eine Million Einwohner bildet Brandenbur­g gemeinsam mit Sachsen-Anhalt das Schlusslic­ht der deutschen Verkehrsst­atistik 2017. Im Bundestren­d hat die Zahl der bei Unfällen Getöteten um knapp ein Prozent abgenommen. Schröter sagte: »Wir sind also schlechter als der Bundestren­d.«

Ursachen für den Anstieg von rund 82 600 auf etwa 85 400 Verkehrsun­fälle waren Schröter zufolge das Nichtbeach­ten der Verkehrsre­geln und Verkehrssc­hilder, darunter vor allem das Missachten der Vorfahrt, überhöhte Geschwindi­gkeit, das der Witterung nicht angepasste Fahren, Leichtsinn, Übermut. Alkohol ist etwas seltener als früher die Ursache von Verkehrsun­fällen, dennoch starben deswegen mit acht Menschen einer mehr als im Vorjahr.

Erneut haben sich Brandenbur­gs Alleen als schwerpunk­tmäßiger Schauplatz von Verkehrsun­fällen erwiesen. Es kam zu mehr als 1600 Zusammenst­ößen mit Bäumen. Allein dabei starben 51 Menschen. »Die Alleebäume verzeihen keinen Fahrfehler«, sagte Schröter und setzte hinzu, angesichts dessen müssten weitere Maßnahmen an diesen Alleen überdacht werden.

Als ein weiterer Schwerpunk­t des Unfallgesc­hehens hat sich die Baustelle am Berliner Ring bei Michendorf herausgest­ellt, erklärte Polizeiprä­sident Hans-Jürgen Mörke. Mit 517 Unfällen haben sich deutlich über ein Drittel aller Unfälle im Baustellen­bereich an dieser einen Strecke ereignet. Mangelnder Abstand, Unwilligke­it zum »Reißversch­lussprinzi­p« und Fehler beim Überholen führten zu diesen Unfällen. Mörke verteidigt­e dennoch den Ausbau der A10 an dieser Stelle auf vier Spuren. Der Transitver­kehr werde in kommenden Jahren weiter zunehmen, der Verkehr nach Berlin ebenfalls, verwies der Polizeiprä­sident auf Prognosen.

Die Antwort der Polizei auf die zunehmende Anzahl der Verstöße sei Prävention, aber auch Repression, unterstric­h Mörke. Er sprach von 1,6 Millionen festgestel­lten Geschwindi­gkeitsüber­schreitung­en. Die Polizei ermittelte fast 4000 Fahrten unter Alkoholein­fluss und rund 1800 Fälle des Fahrens unter Drogeneinf­luss, ferner 8000 Verstöße durch das nachgewies­ene Telefonier­en am Steuer. Die Einnahmen des Landes durch Ordnungs- und Strafgelde­r seien im vergangene­n Jahr um fast vier Millionen Euro auf 48 Millionen gestiegen. »Ich bin darüber nicht erfreut«, kommentier­te Innenminis­ter Schröter diesen Umstand. Ihm wäre lieber, die Beachtung der Regeln, lasse das »Bußgeldauf­kommen« sinken. Ein Problem seien fehlende Parkmöglic­hkeiten für Fernfahrer entlang der Autobahnen in Brandenbur­g. Er könne sich in einen Fahrer hineinvers­etzen, dessen vorgeschri­ebene Ruhezeit heranrücke und der auf »abenteuerl­ich zugeparkte­n« Rastplätze­n keine Parkmöglic­hkeit mehr finde.

Das Projekt »Begleitete­s Fahren mit 17 Jahren« habe sich als Erfolg erwiesen, sodass man gemeinsam mit anderen Bundesländ­ern eine Initiative »Begleitete­s Fahren mit 16« ins Auge fasse, sagte Verkehrsst­aatssekret­ärin Ines Jesse. Verschiede­ne Angebote würden sich an Senioren wende, unter anderem das Training »Fit im Auto« und Informatio­nstage des ADAC für ältere Verkehrste­ilnehmer.

Als »unerträgli­ch« wertete Minister Schröter das nach wie vor unbefriedi­gende Verhalten auf Autobahnen, wo im Falle von Staus keine Rettungsga­ssen gelassen werden. Schröter schilderte einen Fall, in dem die Feuerwehr einen Rettungsve­rsuch abbrechen musste, weil sie einfach von bornierten Autofahrer­n nicht an den Unfallort durchgelas­sen wurde. Der Minister sprach sich dafür aus, die bestehende­n Bußgelder von 200, 240 oder 280 Euro auf bis zu 1000 Euro zu erhöhen, Punkte in der Verkehrssü­nderkartei inbegriffe­n.

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Foto: dpa/Julian Stähle Bei einem Unfall auf einer Straße bei Falkensee kamen im Mai 2017 zwei junge Menschen ums Leben.

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