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CDU-Kandidat gewinnt in Rathenow

- Von Andreas Fritsche

Bei der Bürgermeis­terstichwa­hl in Rathenow setzte sich Ronald Seeger (CDU) am Sonntag gegen Daniel Golze (LINKE) durch. Der LINKE-Kandidat hadert mit dem knappen Ergebnis.

Ronald Seeger (CDU) bleibt Bürgermeis­ter von Rathenow. Er gewann am Sonntag die Stichwahl gegen Daniel Golze (LINKE). Der Mann von Sozialmini­sterin Diana Golze hatte seinen Abstand auf den Amtsinhabe­r nur minimal verkürzen können. Zwar hatte er an die Wähler appelliert, ein Wechsel in der Stadt sei möglich. Doch der gesundheit­lich angeschlag­ene Bürgermeis­ter Seeger erhielt am Sonntag trotzdem 54,9 Prozent der Stimmen, Golze unterlag mit 45,1 Prozent. Die Wahlbeteil­igung lag bei bescheiden­en 40,2 Prozent.

»Ich bin stolz auf das Ergebnis, mein Team, meine Familie. Aber warum fühlt es sich nicht so an?«, fragte sich Daniel Golze noch am Wahlabend. Wenn angesichts der geringen Wahlbeteil­igung knapp 80 Prozent der Rathenower ihren alten und neuen Bürgermeis­ter Seeger nicht gewählt haben, habe »keiner gewonnen«, findet Golze. Das bereite ihm Sorgen. Golze versteht auch nicht, warum viele, die einen Wechsel an der Rathausspi­tze wollten, in der Stichwahl dann doch für Seeger stimmten, nur um ein Mitglied der Linksparte­i als Bürgermeis­ter zu verhindern. »Ich will etwas für

»Ich bin stolz auf das Ergebnis, mein Team, meine Familie. Aber warum fühlt es sich nicht so an?« Daniel Golze (LINKE)

diese Stadt erreichen, weil es meine Heimatstad­t ist und weil ich mit meiner Familie hier leben will«, versichert­e Golze. »Ich werde nicht zulassen, dass es ein ›Weiter so!‹ gibt. Es geht nicht um mich, nicht um meine Partei, sondern um diese Stadt. Und wer diesem Ansatz folgt, den bitte ich auch zukünftig um Unterstütz­ung.«

Die Skepsis gegenüber Bürgermeis­terkandida­ten, die einer Partei angehören, gibt es in ganz Brandenbur­g. Parteilose Bewerber haben es in der Regel leichter. Das ist schon länger so. Ein neuer Trend ist die geringe Wahlbeteil­igung, die in den letzten Wochen und Monaten längst nicht nur in Rathenow aufgefalle­n ist. Bislang gab es in Brandenbur­g nur bei den 2010 neu eingeführt­en Direktwahl­en der Landräte Schwierigk­eiten, die geforderte Mindeststi­mmenanzahl von 15 Prozent aller Wahlberech­tigten zu erreichen. Bei Bürgermeis­terwahlen gab es früher traditione­ll eine Wahlbeteil­igung zwischen 60 und 80 Prozent. Das sogenannte Quorum war deswegen kein Problem.

Nun hatte Daniel Golze (LINKE) unmittelba­r vor Öffnung der Wahllokale die Bürger auffordern müssen, doch bitte ihre Stimme abzugeben, damit – egal, wer gewinnt – das Quorum von 3115 Stimmen nicht nur knapp überschrit­ten werde. Seeger schaffte das Quorum zwar mit 4553 Stimmen noch relativ deutlich, und selbst die 3735 Stimmen von Golze hätten genügt. Sehr überzeugen­d war dies aber nicht.

In kleineren Städten läuft bei Bürgermeis­terwahlen viel über die Bekannthei­t der Kandidaten. Wenn nun selbst hier die Wahlbeteil­igung gering ausfällt, deutet das auf eine Politikver­drossenhei­t hin. Möglich wäre zwar theoretisc­h auch ein generelles Desinteres­se an kommunalen Belangen. Wie sich die Bürger bei Fragen wie Kitagebühr­en oder Straßenaus­baubeitrag­satzungen engagieren, spricht aber gegen diese These.

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