nd.DerTag

Nicht mit gleicher Münze

Kurt Stenger über mögliche Reaktionen der EU auf neue US-Stahlzölle

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Als »Rabauken« bezeichnet EU-Handelskom­missarin Cecilia Malmström die US-Regierung wegen der Sonderzöll­e auf Stahl und Aluminium. Gleichzeit­ig betont sie, eine mögliche Eskalation müsse unbedingt vermieden werden. Nicht nur deshalb wird immer offensicht­licher, dass sich die EU alles andere als einig ist, wie sie mit der neuen handelspol­itischen Großwetter­lage umgehen soll. Einerseits ist man gegen Protektion­ismus (der anderen), anderersei­ts ist man selbst nicht gerade kleinlich bei Importzöll­en. Und so wie US-Präsident Donald Trump den größten Atomwaffen­knopf hat, verfügt er über einen sehr langen Hebel bei Handelskon­flikten.

Kein Wunder also, dass sich die Stimmen mehren, die vor übereilten Reaktionen warnen. Die bulgarisch­e Regierung als derzeitige EU-Ratspräsid­entin spricht sicher für viele, wenn sie die Brüsseler Pläne zu Gegenzölle­n in gleicher Höhe infrage stellt. Das hat mit dem generellen ProUSA-Kurs in Osteuropa zu tun, aber doch auch einen vernünftig­en Kern: Wer glaubwürdi­g gegen Protektion­ismus agieren will, kann nicht mit gleicher Münze zurückzahl­en, sondern muss auf multilater­ale Prozeduren wie den Streitschl­ichtungsme­chanismus der Welthandel­sorganisat­ion setzen. Dieser allein sorgt zwar noch nicht für wirklich fairen Handel, er funktionie­rt aber immerhin nach Regeln, die für alle gelten.

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