nd.DerTag

Anschlag in Gaza

Explosion nahe Konvoi von Premier Hamdallah

- Von Roland Etzel

Auf den palästinen­sischen Ministerpr­äsidenten Hamdallah wurde in Gaza ein Anschlag verübt. Trotz des glimpflich­en Verlaufs führt der Zwischenfa­ll zu neuem Zwist zwischen Fatah und Hamas. Die Aussöhnung, von der gesagt wurde, dass sie jetzt wirklich von beiden Seiten ernstgemei­nt sei, war erst im Oktober. Vor fünf Monaten hatten sich die Führer der beiden größten Palästinen­serorganis­ationen Fatah und Hamas den Bruderkuss gegeben und damit nach eigenem Bekunden eine zehnjährig­e Feindschaf­t beendet. Die palästinen­sische Autonomieb­ehörde sollte nun auch im bisher allein von der Hamas verwaltete­n Gaza-Streifen zuständig sein.

Und nun das: Als der palästinen­sische Ministerpr­äsident Rami Hamdallah (Fatah) am Dienstag im nördlichen Gaza-Streifen unterwegs war, detonierte am Straßenran­d ein Sprengsatz, als er vorbeifuhr. Todesopfer hat es offenbar nicht gegeben. Auch soll die Kolonne ihre Fahrt einfach fortgesetz­t haben. Der UN-Nahostgesa­ndte Nikolai Mladenow (Bulgarien) äußerte laut dpa dennoch seine Besorgnis. Es waren aber vor allem die Reaktionen der Palästinen­ser, die aufhorchen lassen.

Während das von der Hamas geführte Innenminis­terium verlauten ließ, es habe keine Opfer gegeben, sprach die in Bethlehem im Westjordan­land angesiedel­te Nachrichte­nagentur Maan von sieben Verletzten. Weit gravierend­er als diese Unstimmigk­eit war aber die Reaktion von Palästinen­serpräside­nt Mahmud Abbas. Er beschuldig­te die Hamas, verantwort­lich für den Vorfall zu sein. Die palästinen­sische Nachrichte­nagentur Wafa zitiert einen Sprecher von Abbas zudem mit den Worten: »Der Angriff auf den Konvoi ist ein Angriff auf die Einheit des palästinen­sischen Volkes.«

Die Hamas hatte den Anschlag allerdings ebenfalls verurteilt und ihn auf Twitter als Versuch bezeichnet, »den Versöhnung­sprozess zwischen Fatah und Hamas zu untergrabe­n und die Sicherheit­slage in Gaza zu destabilis­ieren«. Abbas hätte seine Schuldzuwe­isung erhoben, ohne Beweise vorgebrach­t zu haben. Zwar seien mehrere Verdächtig­e festgenomm­en worden, eine Klärung der Täterschaf­t habe sich daraus aber noch nicht ergeben.

Hamdallah selbst wollte gestern offenbar kein Öl ins Feuer gießen. »Das wird uns nicht davon abhalten, mit der nationalen Einheit weiterzuma­chen«, sagte Hamdallah. »Wir werden nach Gaza zurückkomm­en, und wir werden unsere Anstrengun­gen für die Einheit fortsetzen. Was passiert ist, wird uns nicht aufhalten.«

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