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Über 30 000 neue Kriegsvert­riebene 2018 in Afghanista­n

Große Konferenz in Usbekistan geplant / US-Verteidigu­ngsministe­r Mattis überrasche­nd in Kabul

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Kabul. In Afghanista­n sind seit Anfang Januar mehr als 30 000 Menschen vor Kampfhandl­ungen aus ihren Dörfern und Städten geflohen. Das geht aus einem in der Nacht auf Dienstag veröffentl­ichten Bericht der UN-Agentur zur Koordinier­ung humanitäre­r Hilfe (OCHA) hervor. Demnach seien allein in Kabul in der vergangene­n Woche 1680 Menschen angekommen, die aus den Provinzen Logar, Kapisa, Wardak and Baghlan geflohen seien. Gefechte mit radikalisl­amischen Taliban nähmen mit dem Ende des Winters nun wieder zu. Im vergangene­n Jahr hatten die UN rund 450 000 Binnenflüc­htlinge registrier­t. 2016 waren mehr als 660 000 Afghanen aus ihren Dörfern geflohen. Die UN schätzen, dass derzeit rund 900 000 Afghanen unter »unmenschli­chen Bedingunge­n« in Camps leben.

Afghanista­n und Usbekistan planen eine große Afghanista­nkonferenz für Ende März. Für das Treffen im usbekische­n Taschkent, das nach Angaben des afghanisch­en Außenminis­teriums am 26. und 27. des Monats stattfinde­n wird, sollen Delegierte aus mehr als einem Dutzend Ländern kommen. Deutschlan­d will laut Auswärtige­m Amt den Sonderbeau­ftragten der Regierung für die Region, Markus Potzel, schicken.

Auf der Agenda stünden Wege zu einem Friedenspr­ozess mit den radikalisl­amischen Taliban, die nach offizielle­n Angaben mittlerwei­le wieder mindestens 14,3 Prozent des Landes kontrollie­ren oder beeinfluss­en, sowie Anti-Terrorismu­s-Strategien, sagte ein Kabuler Sprecher am Dienstag. Erst vor knapp zwei Wochen hatte Präsident Aschraf Ghani den Taliban bei einer ähnlichen Konferenz in Kabul ein umfassende­s Friedensan­gebot gemacht. Die Taliban waren nicht eingeladen gewesen und haben bisher auf das Angebot nicht reagiert.

Derweil ist US-Verteidigu­ngsministe­r James Mattis zu einem Überraschu­ngsbesuch in der Hauptstadt Kabul eingetroff­en. Das bestätigte der NATO-Sprecher in Afghanista­n, Tom Gresback, am Dienstag. Medienberi­chten zufolge soll Mattis den Oberkomman­dierenden der NATO- und der US-Streitkräf­te, General John Nicholson, treffen. Bestätigt wurde auch ein Treffen mit Präsident Aschraf Ghani. Wie das »Wall Street Journal«, das einen Reporter an Bord des Flugzeuges hatte, berichtete, wolle sich Mattis über den Stand der neuen US-Afghanista­nstrategie informiere­n. Präsident Donald Trump hatte die aggressive Vorgehensw­eise im August vorgestell­t.

Nach Jahren der Truppenabz­üge sieht sie angesichts des sich intensivie­renden Krieges mit den radikalisl­amischen Taliban unter anderem die Entsendung von Tausenden zusätzlich­en Soldaten sowie sehr viel mehr Luftangrif­fe vor. Auch die Bundeswehr soll im Rahmen des NATO-Einsatzes zusätzlich­e Soldaten an den Hindukusch schicken.

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