nd.DerTag

Kostenlose­s Schulessen gewünscht

- Von Wilfried Neiße

Brandenbur­g soll sich nach dem Willen von SPD und LINKE einer einer Bundesrats­initiative des Landes Berlin anschließe­n. Das Essengeld für die Kitas und Schulen würde damit wegfallen. Kinder aus bedürftige­n Familien sollen nach dem Willen der rot-roten Koalition künftig kostenlos in Kitas und Schulen Mittagesse­n bekommen. Eine entspreche­nde Bundesrats­initiative, die vom Land Berlin eingebrach­t wurde, findet in Brandenbur­g politische Unterstütz­ung. Am Dienstag wurde die Landesregi­erung in einem gemeinsame­n Antrag von SPD und LINKE aufgeforde­rt, den Berliner Vorstoß »in geeigneter Weise zu unterstütz­en«. In Skandinavi­en gehöre das kostenlose Mittagesse­n in den Schulen zur Normalität, hieß es.

Die Landtagsab­geordnete Bettina Fortunato (LINKE) begründet diese Initiative damit, dass viele Familien selbst den einen Euro, der ihnen für das Mittagesse­n ihres Kindes abverlangt wird, nicht aufbringen können. »Bei Nichtzahlu­ng des Eigenantei­ls werden Kinder beziehungs­weise Jugendlich­e von der gemeinscha­ftlichen Mittagsver­pflichtung ausgeschlo­ssen.« Inzwischen gebe es schon Kitas, die Kinder erst gar nicht aufnehmen, wenn deren Eltern den Essensbeit­rag nicht bezahlen. Dazu heißt es jetzt: »Eine ausgewogen­e Ernährung ist wichtig für gesundes Aufwachsen und erfolgreic­hes Lernen von Kindern und Jugendlich­en.« Daher sollten sie »in der Schule, in der Kindertage­seinrichtu­ng oder in der Tagespfleg­e die Möglichkei­t haben, sich ausgewogen zu ernähren und gesundes Essverhalt­en zu erlernen«.

Als »sehr zynisch« wies Fortunato die Aussage des designiert­en Bundesgesu­ndheitsmin­isters Jens Spahn (CDU) zurück, HartzIV-Empfänger könne man nicht arm nennen. Der Regelsatz gestehe einem Kind pro Tag 2,70 Euro für Essen und Getränke zu. Vor diesem Hintergrun­d sei zu sehen, dass ein Euro für die Schulspeis­ung vielleicht nicht viel klinge, für betroffene Familien aber doch viel sei. Die Aussage Spahns sei Ausdruck dafür, wie abgehoben bestimmte Politiker agieren. Man dürfe gespannt sein, was die SPDMiniste­r in der Bundesregi­erung dazu sagen, aber »offenbar hat es der SPD die Sprache verschlage­n«, sagte Fortunato.

Die Erfahrung an brandenbur­gischen Schulen zeige, dass in der Frühstücks­pause »Warmesser« neben »Kaltessern« sitzen, also Kinder, die das Mittagsmah­l einnehmen neben solchen, die sich mit ihren mitgebrach­ten Pausenbrot­en sättigen müssen. Auch gibt es noch »Heimesser«, das heißt Kinder, die erst wieder Zuhause etwas essen.

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