Was tun mit den Lebens-Policen? Ein Leitfaden hilft
Versicherungen verunsichern die Versicherten. Doch nicht nur die Konzerne, auch viele Kunden wollen lieber heute als morgen raus aus den alten Verträgen. Oder doch lieber nicht? Schließlich waren Lebens-Policen mal das beliebteste Finanzprodukt überhaupt – im Westen.
Versicherer sagen Adieu zu alten Lebens-Policen. Die klassische Kapitallebensversicherung steht auf der Abschussliste: Millionen Policen sollen an Abwickler verkauft werden. Mit solchen Planspielen machten Generali, Axa, Ergo und Konsorten zum Jahreswechsel fette Schlagzeilen. Schnell wurde von den Managern zurückgerudert.
Zuvor hatten nicht allein Verbraucherverbände, sondern auch Beschäftigte und Gewerkschaften solche Ausstiegsszenarien hart kritisiert. Aber aktuelle Berichte in Fachinformationsdiensten der Branche zeigen, dass weiterhin mancher Konzernvorstand über das Ende der Lebens-Policen nachdenkt. Schließlich ist in Zeiten niedriger Zinssätze für die Versicherer ein Produkt, das eine Garantie und eine vergleichsweise hohe Rendite verspricht, schlichtweg unattraktiv.
Sorgen mit dem liebsten Kind Der Ruf war einmal ein ganz anderer: Die Kapitallebensversicherung (im Unterschied zur reinen Risikolebensversicherung) war jahrzehntelang in Westdeutschland das beliebtestes Sparprodukt, um für spätere Zeiten vorzusorgen. Wie das Häuslebauen im Speckgürtel der Städte und die Fahrt von dort mit dem Auto zur Arbeit beförderte der Bonner Staat diese Geldanlage mit üppigen Steuergeschenken.
Dahinter stand die berühmte strategische Feststellung des ersten Bundeskanzlers Konrad Adenauer: »Wer ein Haus baut, macht keine Revolution.« Und wer in einer Kapitallebensversicherung anspart, macht erst recht keine Revolution.
Keine reine Geldanlage
In der Folge hat bald jeder Bundesbürger im Schnitt einen Versicherungsvertrag in der Tasche. Dabei hatten Verbraucherschützer das Mischprodukt von Anfang hat in Frage gestellt. Denn die »KLV« ist keine reine Geldanlage, sondern sie beinhaltet auch eine Versicherung »aufs Leben« – und das kostet Geld und schluckt daher Rendite. Güns- tiger, und das gilt durchaus weiterhin, ist eine eigenständige Geldanlage beispielsweise in Banksparplänen oder in ausgewählten Investmentfondsanteilen (und bei Bedarf – etwa für junge Familien – der Abschluss eines gesonderten Risikoschutzes).
Verträge prüfen, aber wie?
Vor diesem doppelten Hintergrund sollte sich jeder KLV-Kun- de prüfen, bevor er weiterhin an seinem Vertrag festhält. Was also tun mit der alten Kapitallebensversicherung?
Die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz hat zu dieser spannenden Frage einen Leitfaden erstellt und hilft bei Überprüfung der Rentabilität und des weiteren Vorgehens.
»Der Verkauf von Lebensversicherungen an Investoren und die Niedrigzinsphase haben in den vergangenen Wochen viele Verbraucherinnen und Verbraucher stark verunsichert«, hat Michael Wortberg, Versicherungsreferent der Verbraucherzentrale, festgestellt. Einige spektakuläre Aussagen in Fernsehsendungen reichten aus, damit tagelang Anfragen von Versicherten in der Mainzer Zentrale eingingen. Die Menschen suchten einfach nur einen Rat oder wollten gleich die Wertentwicklung ihrer Verträge überprüfen lassen.
Fortführen, verkaufen, kündigen oder ruhen lassen? Doch, was dann? »Die Frage, was Versicherte zukünftig mit ihrem Vertrag machen sollen, kann niemand seriös beantworten«, rudert Versicherungsexperte Wortberg zurück. Nach seiner Einschätzung müsste man dazu die Entwicklung der Finanzmärkte und der Versicherungsfinanzen bei den einzelnen Gesellschaften vorhersehen können. In die Zukunft schauen können allerdings auch Verbraucherberater nicht.
Außerdem müssten für eine verbindliche Antwort ertragsstärkere, sichere Alternativen benannt werden, sagt Wortberg. Mit denen Versicherte die Verluste bei einer Kündigung mehr als ausgleichen könnten. Auch hierzu gibt es keine einfachen Antworten.
Leitfaden »Was tun?«
Um die Versicherten fit zu machen für eine persönliche Antwort auf die schwierige Frage »Wie weiter?« hat die Verbraucherzentrale den Leitfaden »Was tun?« entwickelt. Dieser gibt wertvolle Tipps rund um die Verträge. Tipps, die auch für Sparer interessant sind, die einen neuen Vertrag abschließen wollen.
In dem Abschnitt » Was tun mit kapitalbildenden Rentenund Lebensversicherungen « werden Fragen beantwortet wie: Wer sollte auf keinen Fall kündigen? Wie kann die Rendite mit kleinen Veränderungen trotz niedriger Zinsen erhöht werden? Was sollte bei einem Verkauf der Versiche- rungspolice beachtet werden?
Der Leitfaden kann in den örtlichen Beratungsstellen der Verbraucherzentrale kostenlos abgeholt werden. Im Internet kann er unter www.verbraucherzentrale-rlp.de heruntergeladen oder per E-Mail unter versicherung@vz-rlp.de bestellt werden.
Fragen rund um Versicherungen beantwortet die Versicherungsberatung der Verbraucherzentrale Rheinland- Pfalz per E- Mail unter versicherung@ vz- rlp. de oder telefonisch unter 0900 177 808 02 (Montag 9 bis 13 Uhr und Mittwoch 13 bis 17 Uhr).
Der Anruf kostet 1,50 Euro pro Minute aus dem deutschen Festnetz, eventuell abweichende Preise aus den Mobilfunknetzen. Mit den Telefongebühren sind gleichzeitig die Kosten für die Beratung beglichen.