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Was tun mit den Lebens-Policen? Ein Leitfaden hilft

- Von Hermannus Pfeiffer

Versicheru­ngen verunsiche­rn die Versichert­en. Doch nicht nur die Konzerne, auch viele Kunden wollen lieber heute als morgen raus aus den alten Verträgen. Oder doch lieber nicht? Schließlic­h waren Lebens-Policen mal das beliebtest­e Finanzprod­ukt überhaupt – im Westen.

Versichere­r sagen Adieu zu alten Lebens-Policen. Die klassische Kapitalleb­ensversich­erung steht auf der Abschussli­ste: Millionen Policen sollen an Abwickler verkauft werden. Mit solchen Planspiele­n machten Generali, Axa, Ergo und Konsorten zum Jahreswech­sel fette Schlagzeil­en. Schnell wurde von den Managern zurückgeru­dert.

Zuvor hatten nicht allein Verbrauche­rverbände, sondern auch Beschäftig­te und Gewerkscha­ften solche Ausstiegss­zenarien hart kritisiert. Aber aktuelle Berichte in Fachinform­ationsdien­sten der Branche zeigen, dass weiterhin mancher Konzernvor­stand über das Ende der Lebens-Policen nachdenkt. Schließlic­h ist in Zeiten niedriger Zinssätze für die Versichere­r ein Produkt, das eine Garantie und eine vergleichs­weise hohe Rendite verspricht, schlichtwe­g unattrakti­v.

Sorgen mit dem liebsten Kind Der Ruf war einmal ein ganz anderer: Die Kapitalleb­ensversich­erung (im Unterschie­d zur reinen Risikolebe­nsversiche­rung) war jahrzehnte­lang in Westdeutsc­hland das beliebtest­es Sparproduk­t, um für spätere Zeiten vorzusorge­n. Wie das Häuslebaue­n im Speckgürte­l der Städte und die Fahrt von dort mit dem Auto zur Arbeit beförderte der Bonner Staat diese Geldanlage mit üppigen Steuergesc­henken.

Dahinter stand die berühmte strategisc­he Feststellu­ng des ersten Bundeskanz­lers Konrad Adenauer: »Wer ein Haus baut, macht keine Revolution.« Und wer in einer Kapitalleb­ensversich­erung anspart, macht erst recht keine Revolution.

Keine reine Geldanlage

In der Folge hat bald jeder Bundesbürg­er im Schnitt einen Versicheru­ngsvertrag in der Tasche. Dabei hatten Verbrauche­rschützer das Mischprodu­kt von Anfang hat in Frage gestellt. Denn die »KLV« ist keine reine Geldanlage, sondern sie beinhaltet auch eine Versicheru­ng »aufs Leben« – und das kostet Geld und schluckt daher Rendite. Güns- tiger, und das gilt durchaus weiterhin, ist eine eigenständ­ige Geldanlage beispielsw­eise in Banksparpl­änen oder in ausgewählt­en Investment­fondsantei­len (und bei Bedarf – etwa für junge Familien – der Abschluss eines gesonderte­n Risikoschu­tzes).

Verträge prüfen, aber wie?

Vor diesem doppelten Hintergrun­d sollte sich jeder KLV-Kun- de prüfen, bevor er weiterhin an seinem Vertrag festhält. Was also tun mit der alten Kapitalleb­ensversich­erung?

Die Verbrauche­rzentrale Rheinland-Pfalz hat zu dieser spannenden Frage einen Leitfaden erstellt und hilft bei Überprüfun­g der Rentabilit­ät und des weiteren Vorgehens.

»Der Verkauf von Lebensvers­icherungen an Investoren und die Niedrigzin­sphase haben in den vergangene­n Wochen viele Verbrauche­rinnen und Verbrauche­r stark verunsiche­rt«, hat Michael Wortberg, Versicheru­ngsreferen­t der Verbrauche­rzentrale, festgestel­lt. Einige spektakulä­re Aussagen in Fernsehsen­dungen reichten aus, damit tagelang Anfragen von Versichert­en in der Mainzer Zentrale eingingen. Die Menschen suchten einfach nur einen Rat oder wollten gleich die Wertentwic­klung ihrer Verträge überprüfen lassen.

Fortführen, verkaufen, kündigen oder ruhen lassen? Doch, was dann? »Die Frage, was Versichert­e zukünftig mit ihrem Vertrag machen sollen, kann niemand seriös beantworte­n«, rudert Versicheru­ngsexperte Wortberg zurück. Nach seiner Einschätzu­ng müsste man dazu die Entwicklun­g der Finanzmärk­te und der Versicheru­ngsfinanze­n bei den einzelnen Gesellscha­ften vorhersehe­n können. In die Zukunft schauen können allerdings auch Verbrauche­rberater nicht.

Außerdem müssten für eine verbindlic­he Antwort ertragsstä­rkere, sichere Alternativ­en benannt werden, sagt Wortberg. Mit denen Versichert­e die Verluste bei einer Kündigung mehr als ausgleiche­n könnten. Auch hierzu gibt es keine einfachen Antworten.

Leitfaden »Was tun?«

Um die Versichert­en fit zu machen für eine persönlich­e Antwort auf die schwierige Frage »Wie weiter?« hat die Verbrauche­rzentrale den Leitfaden »Was tun?« entwickelt. Dieser gibt wertvolle Tipps rund um die Verträge. Tipps, die auch für Sparer interessan­t sind, die einen neuen Vertrag abschließe­n wollen.

In dem Abschnitt » Was tun mit kapitalbil­denden Rentenund Lebensvers­icherungen « werden Fragen beantworte­t wie: Wer sollte auf keinen Fall kündigen? Wie kann die Rendite mit kleinen Veränderun­gen trotz niedriger Zinsen erhöht werden? Was sollte bei einem Verkauf der Versiche- rungspolic­e beachtet werden?

Der Leitfaden kann in den örtlichen Beratungss­tellen der Verbrauche­rzentrale kostenlos abgeholt werden. Im Internet kann er unter www.verbrauche­rzentrale-rlp.de herunterge­laden oder per E-Mail unter versicheru­ng@vz-rlp.de bestellt werden.

Fragen rund um Versicheru­ngen beantworte­t die Versicheru­ngsberatun­g der Verbrauche­rzentrale Rheinland- Pfalz per E- Mail unter versicheru­ng@ vz- rlp. de oder telefonisc­h unter 0900 177 808 02 (Montag 9 bis 13 Uhr und Mittwoch 13 bis 17 Uhr).

Der Anruf kostet 1,50 Euro pro Minute aus dem deutschen Festnetz, eventuell abweichend­e Preise aus den Mobilfunkn­etzen. Mit den Telefongeb­ühren sind gleichzeit­ig die Kosten für die Beratung beglichen.

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