Alles muss besser werden
Ameera Patel: Ein großartiges Debüt über Aussichtslosigkeit und Verderben, über Kraft und Mut
Das ist ein ganz großartiges Buch: Der Debütroman »Outside the Lines« von Ameera Patel aus Südafrika. Warum? Weil er hervorragend komponiert und spannend geschrieben ist und mit den Schwierigkeiten der kulturellen und sozialen Integration ein wichtiges Thema aufgreift.
Die Autorin Patel hat in Kapstadt und Johannesburg Schauspiel und Kreatives Schreiben studiert, ist Schauspielerin und preisgekrönte Dramatikerin und lebt in Johannesburg. Ihr schriftstellerisches Handwerk hat sie perfekt gelernt, denn ihr Roman »Outside the lines« ist sowohl von der Konstellation der Figuren als auch von der Dramaturgie des Handlungsverlaufs her vorbildlich.
Drei Personengruppen – ein verwitweter, entlassener weißer Angestellter aus der südafrikanischen Oberschicht und seine Kinder, seine schwarze Haushälterin und ihr Sohn sowie dessen indischstämmige Freundin und deren Familie – stehen für die Bevölkerung Südafrikas. Die Angst vor sozialem Abstieg, das Bemühen um wirtschaftlichen Aufstieg und das Beharren auf gesellschaftlicher Abgrenzung sind die Themen und bilden die erzählte Gegenwart, die die Romanfiguren zu meistern haben. Dass ausgerechnet die weiße Elite versagt und der jugendliche Schwarze Verantwortung übernimmt und mit seiner Freundin einen eigenen Weg in die Zukunft sucht, ist eine bezeichnende Botschaft, die »Outside the lines« mit auf den Weg gibt.
Das Ganze ist gruppiert um eine Story aus Entführung, Einbruch, Immigration, Drogenhandel, Gewalt – und Liebe, in allen Generationen. So spielt »Outsides the lines« auch noch auf emotionaler Ebene und handelt von der Hoffnung der Haushälterin, der Verzweiflung des Angestellten, dem Vertrauen der Freundin, aber auch von Aussichtslosigkeit und Verderben, von Kraft und Mut.
Das alles hat Patel wunderbar dosiert in ihr Debüt gepackt, wechselt dabei die Erzählerperspektiven und die Sprache – für die die Übersetzerin Jutta Himmelreich das perfekte deutsche Pendant findet – und setzt aus den Facetten der unterschiedlichen Erfahrungen und Sichtweisen eine Schicksalskette zusammen, die nicht kaltlassen kann. Kurzum: Ein unbedingt lesenswerter Roman und zudem Pflichtlektüre für jeden Südafrikareisenden!