Anleitung zum gewaltfreien Widerstand
Ein internationales Netzwerk von Kriegsgegnern gibt praktische Hinweise für friedfertigen Protest
Soziale Umwälzungen sind nur auf den ersten Blick chaotisch. Im Hintergrund der Proteste tüfteln meist unzählige Aktivisten und Politiker an der richtigen Strategie und Taktik, um die Verhältnisse zum Tanzen zu bringen, um die unterdrückende Macht zu zerschlagen.
Diese Arbeit, sowohl an der gesellschaftlichen Basis wie auch in den Führungszirkeln der voranpreschenden Organisationen und Parteien, benötigt Wissen. Das wiederum erwächst normalerweise aus den Erfahrungen der gemeinsamen Kämpfe, kann aber auch aus Büchern kommen. Wie zum Beispiel aus dem »Handbuch für gewaltfreie Kampagnen«.
Herausgeber des über 200seitigen und bereits 2014 in Großbritannien erschienen Buches ist die »Internationale der Kriegsgegner«, ein in London ansässiges Netzwerk mit Unterstützern in Dutzenden Ländern. Insgesamt 50 Autoren haben an den Texten mitgewirkt. Ihr Ziel machen sie bereits auf den ersten Seiten klar: »Auch wenn es nicht das eine garantiert wirksame Rezept für den Erfolg gewaltfreier Aktionen und Kampagnen gibt, dient dieses Handbuch gleichwohl als Quelle hilfreicher praktischer Hinweise.«
Das Buch will vor allem Erfahrungen von erfolgreichen gewaltfreien Kampagnen aus unterschiedlichen Ländern vor- stellen und geht dabei auch auf die spezifischen Bedingungen ein. Die Fallbeispiele stammen unter anderem aus Chile, Südkorea, Kenia, Afghanistan, Nepal, Israel und dem Widerstand in Deutschland gegen die Castortransporte.
Zusätzlich sollen verschiedene Themenblöcke die Leser Schritt für Schritt an das Konzept des gewaltfreien Widerstandes heranführen. Dies umfasst beispielsweise Erklärungen, wie Strategien für Kam- pagnen entwickelt werden können, Tipps für gewaltfreies Verhalten oder auch Ratschläge für die notwendige Vorbereitung von Aktionen.
Das Buch endet mit einer ganzen Reihe von Trainingseinheiten und Übungen, die auch in der progressiven Bildungsarbeit eingesetzt werden können. In diesen geht es unter anderem um Fragen von Entscheidungsfindung oder auch um das Schaffen von Sensibilität, beispielsweise für Geschlechterverhältnisse bei Protesten.
Auch werden konkrete Techniken vermittelt, um in Konfliktsituationen souverän auf Angreifer reagieren zu können. So zeigen die Autoren auf, wie man etwa effektiv eine friedliche Sitzblockade durchführt oder mit erhobenen Händen und einer beruhigenden Sprechweise in Auseinandersetzungen mit Sicherheitskräften deeskalieren kann. Ein Wörterverzeichnis mit zentralen Begriffen der außerparlamentarischen Oppositionsarbeit rundet das Buch letztlich ab.
Das »Handbuch für gewaltfreie Kampagnen« ist eindeutig von Aktivisten für Aktivisten geschrieben. Unabhängig davon, ob man die bedingungslose Gewaltfreiheit in jedem erdenklichen Konflikt für realistisch hält – es gibt Inspiration und Ideen für mit Sicherheit kommende Proteste.