nd.DerTag

Kapitalist­ische Verkehrswe­nde

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Vor gar nicht so langer Zeit wurde noch bitterlich beklagt, dass der Aufbau des vom Senat bezuschuss­ten Leihfahrra­dsystems von nextbike viel zu lange dauert. Dann kamen aus aller Welt Startups in die Hauptstadt und brachten Tausende zusätzlich­e Räder mit. Aber auch das war nicht recht. Unglaublic­he Fahrradber­ge würden in kürzester Zeit die ganze Stadt unter sich begraben, so die Befürchtun­g. Bisher hat sie sich nicht bewahrheit­et. Offensicht­lich haben die Firmen aus den schmerzlic­hen Erfahrunge­n in anderen Städten tatsächlic­h gelernt. Und auch die so oft paralysier­t scheinende Verwaltung schaffte es offenbar, von den teils milliarden­schweren Unternehme­n respektier­t zu werden.

Ob die Geschäftsm­odelle der neuen Anbieter nachhaltig sind, wird sich noch herausstel­len müssen. Und natürlich auch, wie sie es mit der Verwendung angefallen­er Daten und den Beschäftig­tenrechten halten.

Mit der Expansion gen Stadtrand füllen die Anbieter allerdings eine Lücke, wo es der Senat aus eigener Kraft bisher nicht geschafft hat. Wie gut oder schlecht sie das tun, muss sich noch erweisen. Wenn es nicht funktionie­rt, kann die öffentlich­e Hand die Sache immer noch selbst übernehmen. Das war bei der Einführung der Straßenbah­n nicht anders. Immerhin mussten damals vor allem die Aktionäre für oft teure Fehlschläg­e bezahlen. Ist ja nicht alles schlecht im Kapitalism­us.

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Nicolas Šustr hat keine Angst vor Leihrädern Foto: nd/Ulli Winkler

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