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Straßenzus­tand auf dem Wege der Besserung

Die teure Beseitigun­g des Betonkrebs­es wird sich noch bis ins Jahr 2030 hinziehen

- Von Wilfried Neiße

482 Millionen Euro wendet das Land Brandenbur­g im laufenden Jahr für Straßenbau­projekte auf. Rund 60 Prozent der Ortsdurchf­ahrten befinden sich noch in einem schlechtem Zustand. Eine Trendwende beim Zustand der Landesstra­ßen sei immerhin eingeleite­t, sagte Verkehrsmi­nisterin Kathrin Schneider (SPD) am Mittwoch. Erstmals könne sie auf ein Straßenbau-Maßnahmepa­ket verweisen, das zu einer Verbesseru­ng des Straßenzus­tands führen werde. Voraussetz­ung dafür sei, dass der gegenwärti­ge Einsatz hoher finanziell­en Mitteln keine Eintagsfli­ege sei, »keine Fieberkurv­e« darstelle, sondern sich in den kommenden Jahren verstetige.

Waren im Jahr 2016 noch 400 Millionen Euro vorgesehen, um Straßen im Land zu reparieren und zu sanieren, so ist die Summe Schneider zufolge im laufenden Jahr auf 482 Millionen Euro gestiegen. Auch wenn davon auszugehen sei, dass sich gleichzeit­ig die Bauleistun­gen um zehn Prozent verteuert haben, bleibe ein sattes Plus zur Verbesseru­ng des Straßenzus­tands.

»153 Projekte stehen in diesem Jahr auf der Liste, darunter viele neue Baustellen. Neben größeren Autobahnvo­rhaben findet die Erneuerung von Deckschich­ten an Bundes- und Landesstra­ßen statt und die Instandset­zung von Brücken. Mit im Programm sind auch wieder Ausbauvorh­aben für Ortsdurchf­ahrten.« Radwege werden allein an 20 Abschnitte­n erneuert beziehungs­weise neu angelegt.

Einen bedeutende­n Teil der Mittel frisst die Beseitigun­g des Betonkrebs­es, der Straßen zersetzt und zerstört, weil beim Bau ein ungeeignet­er Kiesel verwendet wurde. 2005 habe man mit der Betonkrebs­beseitigun­g begonnen und es werde noch bis 2030 dauern, um sämtliche Schäden zu beheben, sagte Andreas Klein, Chef des Landesbetr­iebes Straßenwes­en. Bislang seien 152 Kilometer Autobahn vom Betonkrebs befreit worden. Doch gebe es 252 Kilometer Verdachtss­trecken, davon 130 bestätigte Betonkrebs­fälle. Die Sanierung kostet pro Kilometer knapp eine Million Euro. Durch Brandenbur­g führen 800 Kilometer Autobahn.

Die Länge mancher Baumaßnahm­en – unter anderem wird in Dahme (Mark) seit 2009 an der Ortsdurchf­ahrt gebaut – erklären die Fachleute mit komplizier­ten Planungen und Abstimmung­en. Senftenber­gs Bür- germeister Andreas Friedrich (SPD) sprach von seinem Streben, »die Bürger mitzunehme­n«. Regelmäßig­e Baustellen­begehungen seien unerlässli­ch. Die zeitliche Länge des Baus an der Autobahn A 11 in der Uckermark wird mit dem Fund eines Bodendenkm­als und unerwartet­en geologisch­en Gegebenhei­ten begründet.

Nach den Stürmen der vergangene­n Monate waren weniger Schäden an Autobahnen als vielmehr an Bundes- und Landesstra­ßen zu beseitigen, ergänzte Klein. Dies sei im Wesentlich­en abgeschlos­sen. Auch Wildzäune seien dort erneuert worden, wo sie beschädigt waren. In Brandenbur­g gibt es mehrere Wildbrücke­n über die Autobahn. Auch der Wolf hat diese Brücken inzwischen für sich entdeckt und nutzt sie zur Überquerun­g der für ihn gefährlich­en Straßenabs­chnitte, sagte Klein.

Inzwischen wurden 1000 Kilometer Radweg an Bundesstra­ßen und weitere 1000 Kilometer an Landesstra­ßen gebaut. Nach wie vor gilt der Straßenzus­tand im Bundesland als »teilweise unbefriedi­gend«. 39 Prozent des Straßengru­ndnetzes befinden sich in einem schlechten Zustand. Besonderer Handlungsb­edarf besteht bei den Ortsdurchf­ahrten, die sich zu etwa 60 Prozent in einem schlechten Zustand befinden. Etwa alle vier Jahre wird der Straßenzus­tand ermittelt.

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Foto: dpa/Bernd Settnik An einer Baustelle in Oranienbur­g

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