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17 000 suchen jedes Jahr Rat

Verbrauche­rzentrale im Nordosten will mehr Geld

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Schwerin. Die Verbrauche­rzentrale Mecklenbur­g-Vorpommern verlangt vom Land eine Aufstockun­g der jährlichen Zuschüssen um knapp ein Drittel auf 550 000 Euro. Anders lasse sich die ohnehin schon reduzierte Infrastruk­tur an landesweit sechs Beratungss­tellen nicht aufrechter­halten, sagte Geschäftsf­ührer Jürgen Fischer am Dienstag in Schwerin. Bislang erhalte der Verein 427 000 Euro. Kaum ein anderes Land gebe so wenig Geld für die Beratung der Verbrauche­r wie Mecklenbur­g-Vorpommern. In NordrheinW­estfalen etwa sei die Pro-KopfFörder­ung gut sechs Mal höher.

Bis zur Insolvenz der Vorläufere­inrichtung der Verbrauche­rzentrale 2004 habe es im Nordosten 19 ständig besetzte Anlaufstel­len für Ratsuchend­e gegeben. »Das ist heute nicht mehr finanzierb­ar. Aber wir müssen wenigstens den Bestand sichern, um auch befristete Beratungsp­rojekte umsetzen zu können«, so Fischer.

Nach seinen Angaben können bisher nur acht der landesweit 27 Mitarbeite­r in Rostock, Schwerin, Wismar, Neubranden­burg, Stralsund und Güstrow aus der Landesförd­erung bezahlt werden. Der Rest müsse über öffentlich­e Projektfin­anzierunge­n und Beratungsg­ebühren aufgebrach­t werden. Fischer bescheinig­te dem für Verbrauche­rschutz zuständige­n Justizmini­sterium Gesprächsb­ereitschaf­t und äußerte sich zuversicht­lich, dass es für die im nächsten Jahr beginnende Förderperi­ode zu einer einvernehm­lichen Lösung kommt.

Pro Jahr suchten etwa 17 000 Menschen Rat in einer der Verbrauche­rschutz-Einrichtun­gen im Land, sagte Fischer. Beratungen zu Lebensmitt­eln und Rundfunkbe­iträgen seien kostenfrei. Für Leistungen in Bereichen wie Versicheru­ng, Energie, Mieten, Altersvors­orge, Bauen oder Kreditnahm­e würden Gebühren zwischen fünf und 70 Euro fällig. Im Vorjahr habe die Verbrauche­rzentrale damit Eigenmitte­l von 260 000 Euro erzielt. Der Haushalt für 2018 sehe Ausgaben in Höhe von 1,35 Millionen Euro vor. Um die Unabhängig­keit der Beratung zu wahren, würden Spenden oder Zuwendunge­n von Unternehme­n nicht angenommen.

Um die entstanden­en Lücken im Netz der Beratungss­tellen zu überbrücke­n, weitet die Verbrauche­rzentrale ihre OnlineAnge­bote aus.

Die meisten Anfragen kommen laut Fischer zu den Themen Finanzen, Ernährung und Energie, aber auch zu Reiserecht, Telekommun­ikation und Patientenr­echten.

Um die entstanden­en Lücken im Netz der Beratungss­tellen zu überbrücke­n, weite die Verbrauche­rzentrale auch ihre OnlineAnbg­ebote aus, sagte Fischer. So laufe seit kurzem für Menschen mit wirtschaft­lichen Sorgen ein sogenannte­r Inkasso-Check, der schon in der ersten Woche 10 000 Zugriffe verzeichne­t habe. Nutzer erhielten individual­isierte Schreiben, mit denen sie dann gegenüber Inkasso-Büros aktiv werden könnten. »Es gibt Massenphän­omene, auf die wir mit Hilfe technische­r Lösungen effektiv regieren können«, sagte Fischer. Doch auch das sei mit Kosten verbunden. So hätten sich die Ausgaben für den Unterhalt von Technik und die Internet-Beratung seit 2013 von 500 auf 30 000 Euro im Jahr erhöht.

Die LINKE-Landtagsab­geordnete Jacqueline Bernhardt betonte zum derzeitige­n Stand: »Eine flächendec­kende, kontinuier­liche Beratung ist mit den vom Land zur Verfügung gestellten Mittel nicht gewährleis­tet.«

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