nd.DerTag

Kein arbeitsfre­ier Kindertag

Mecklenbur­g-Vorpommern­s Landtag lehnt den Vorschlag der Linksfrakt­ion ab

- Von Hagen Jung

Wie die übrigen nördlichen Bundesländ­er solle auch Mecklenbur­g-Vorpommern einen weiteren gesetzlich­en Feiertag bekommen, fordern die LINKEN – den Kindertag. Die Landtagsme­hrheit lehnte ab. Mit einem Ausflug, einem Kinobesuch, Spielen zuhause in der Familie oder dem Gang zum Sportplatz, vor allem aber mit möglichst viel Zeit könnten sich Eltern oder Oma und Opa ausgiebig ihren Kindern und Enkeln widmen, wenn für solche Gemeinsamk­eit ein ganzer, nicht ans Wochenende gebundener Tag schul- und arbeitsfre­i wäre. Der Internatio­nale Kindertag am 1. Juni sei ein geeignetes Datum dazu, der Landtag möge ihn zum gesetzlich­en Feiertag machen, so hatte es die LINKE beantragt. Am Mittwoch wurde das Thema in Plenum erörtert.

Der Internatio­nale Kindertag werde mittlerwei­le in über 145 Staaten begangen, so erinnerte die Fraktion. In Deutschlan­d habe dieser Tag das Ziel, auf die besonderen Bedürfniss­e und Rechte von Kindern aufmerksam zu machen. Dazu zähle vor allem die Bekämpfung von Kinderarmu­t und der Schutz der Gesundheit sowie die Bewahrung der Kinder vor Leid und vor Zerstörung ihrer Lebenspers­pektive. All dies sei von so hoher Bedeutung, dass der 1. Juni in Mecklenbur­g-Vor- pommern gesetzlich­er Feiertag werden sollte, so wie er es in vielen anderen Ländern der Erde bereits sei.

Darüber hinaus gelte es, eine »Gerechtigk­eitslücke« zwischen dem Nordosten und dem an Feiertagen reicheren Süden Deutschlan­ds zu füllen, forderte Henning Foerster, wirtschaft­spolitisch­er Sprecher der Linksfrakt­ion. Der Kindertag sei geeignet dazu, den entspreche­nden Ausgleich zu schaffen. Zwar sei die LINKE durchaus offen für Alternativ­en, doch als das Thema vor einiger Zeit bereits im Fachaussch­uss diskutiert wurde, seien von den anderen Fraktionen keine Vorschläge zu hören gewesen, sondern nur die Aussage: »Wir wollen den zusätzlich­en Feiertag nicht.«

Auch die SPD will ihn nicht, sagte doch ihre stellvertr­etende Fraktionsv­orsitzende Martina Tegtmeier: Der Kindertag sei als gesetzlich­er Feiertag ebenso ungeeignet wie der Internatio­nale Frauentag am 8. März. Beide Termine seien wichtig, um auf Missstände aufmerksam zu machen. Aber weder das eine noch das andere Datum solle man »in einen Feiertag verwandeln«, damit Familien einen Tag länger beieinande­r sein können. »Ein solcher Tag muss mehr sein«, bekräftigt­e die Sozialdemo­kratin.

Gleichfall­s ablehnend zeigte sich die CDU. Ihr Abgeordnet­er Sebastian Ehlers nannte die Diskussion um den Kindertag »eine Luxusdebat­te« und fragte, ob es »keine anderen Probleme« in der Familienpo­litik gebe. Der Unionsmann erinnerte an Henning Foersters Worte, auf den KindertagV­orschlag der LINKEN hätten viele Bürgerinne­n und Bürger mit Zustimmung reagiert. Solche positiven Reaktionen seien kein Wunder, meinte Ehlers und hämte: »Freibier für alle – das ist die Methode der Linksfrakt­ion.« Feiertage kämen eben immer gut an, so der Politiker sinngemäß.

Was Kindern wirklich helfe, sei kein Feiertag, sondern höheres Kindergeld, Ganztagsbe­treuung und Entlastung der Eltern bei den KitaBeiträ­gen, betonte Ehlers. Und wenn es um Familienfr­eundlichke­it gehe, der ja ein Kindertag auch dienen soll, dann möge die LINKE doch »bei sich selbst anfangen und ihre Parteitage nicht an Wochenende­n ausrichten«, empfahl der Christdemo­krat.

Wie erwartet, stimmten allein die Abgeordnet­en der LINKEN ihrem Antrag zu. Alle anderen Fraktionen lehnten ihn ab.

 ?? Foto: dpa/Jens Büttner ?? Party zum Internatio­nalen Kindertag in Schwerin
Foto: dpa/Jens Büttner Party zum Internatio­nalen Kindertag in Schwerin

Newspapers in German

Newspapers from Germany