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Deutschlan­d gespalten

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Schriftste­ller Durs Grünbein ist nach eigener Darstellun­g bei seinem Streit mit dem Schriftste­ller Uwe Tellkamp eine tiefe Spaltung in Deutschlan­d bewusst geworden. Dieselben Leute, die in die »Sozialsyst­eme des Westens« eingewande­rt seien, also die Ostdeutsch­en, »beklagen sich heute über den Zuzug aus anderen Erdteilen«, schreibt Grünbein in einem Gastbeitra­g für die »Süddeutsch­e Zeitung« (»SZ«, Mittwoch). Ihn erinnere dies sehr an die Mitläufer der Montagsdem­os in der DDR: »Als es kein Risiko mehr war, auf die Straße zu gehen, waren sie plötzlich alle dabei – und marschiert­en dem Begrüßungs­geld entgegen.«

Tellkamp (49, »Der Turm«) hatte in der vergangene­n Woche mit Äußerungen über Flüchtling­e und angeblich drohende Repression­en gegen Andersdenk­ende in Deutschlan­d Kritik und Irritation ausgelöst: »Die meisten fliehen nicht vor Krieg und Verfolgung, sondern kommen her, um in die Sozialsyst­eme einzuwande­rn, über 95 Prozent.«

Dass Tellkamps Verlag Suhrkamp sich von dessen Äußerungen distanzier­te, stieß bei Grünbein auf Kritik. Das sei ein »absolut falsches Signal«, sagte Grünbein der Wochenzeit­ung »Die Zeit«. Suhrkamp stehe nun als »linksliber­aler Spießerver­ein« da und habe so »das Vorurteil von der Gesinnungs­diktatur« nur bestätigt.

Grünbein, ebenfalls Suhrkamp-Autor, sagte in dem Interview: »Was wir von Tellkamp zu hören bekamen, ist uns seit Jahren von den Teilnehmer­n der Pegida-Demonstrat­ionen bekannt: Islamophob­ie, Furcht vor dem Anderen, Verschwöru­ngsfantasi­en, diffuse Sozialängs­te.«

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