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Milliardär­e kämpfen um ihr Fluchtziel

Neuseeland ist bei den Superreich­en sehr beliebt

- Von Barbara Barkhausen, Sydney

Neuseeland ist ein innovative­s, kleines Land am Ende der Welt. Trotz der nur 4,7 Millionen Einwohner starten von hier kommerziel­le Raketen erfolgreic­h ins All und Google-Mitgründer Larry Page will hier erstmals seinen Flugdienst mit Lufttaxis starten. Bislang hatte das Land eine große Anziehungs­kraft auf Superreich­e.

Die Wirtschaft läuft rund, die Menschen sind freundlich, die Landschaft ist idyllisch. Das Land ist alles andere als überfüllt und weit weg von Amerika und Europa. Kein Wunder, dass es sich etliche Milliardär­e als optimalen Zufluchtso­rt im Falle der Apokalypse auserkoren haben. Der deutschstä­mmige Technologi­emilliardä­r und PayPal-Gründer Peter Thiel ist seit 2011 offizielle­r Bürger des Landes und hat Immobilien erworben. »Titanic«-Regisseur James Cameron hat eine Bleibe sowie Silicon Valley-Chefs und US-HedgeFonds-Manager. Eine neue Gesetzesvo­rlage will diesen Reichen das Leben jedoch schwer machen.

Künftig sollen Ausländer kein existieren­des Wohneigent­um mehr in Neuseeland erwerben können. Damit reagiert die sozialdemo­kratische Regierung unter Jacinda Ardern auf die Immobilien­krise im Land. Auckland wurde 2017 zur viertteuer­sten Stadt der Welt. Dort haben sich die Preise seit 2007 fast verdoppelt. Vor allem für Erstkäufer sind Objekte dadurch fast unerschwin­glich geworden. Die Mieten kletterten ebenfalls kräftig, Obdachlosi­gkeit und Kinderarmu­t nahmen dramatisch zu.

»Für uns ist es sehr wichtig, dass wir unseren Wohnungsma­rkt aussortier­en, damit wir Neuseeländ­ern eine faire Chance geben, ihr erstes Eigenheim zu kaufen«, sagte Finanzmini­ster Grant Robertson. Qualitativ hochwertig­e Investitio­nen, die die Produktivi­tät der Wirtschaft unterstütz­ten, seien aber nach wie vor gefragt.

Trotzdem fürchten viele Superreich­e um ihre Luxusdomiz­ile in Neuseeland. Das Regierungs­komitee, das an der Gesetzesän­derung arbeitet, hat bisher weit über 200 Eingaben zum Gesetzesen­twurf erhalten. »Die Vision von dem, was wir zu Neuseeland beitragen möchten, wird so bedroht«, schrieb der kalifornis­che Milliardär Ric Kayne. Die Regeln werden »Auswirkung­en auf uns persönlich und andere wie uns haben, die, nachdem sie dieses Land für sich entdeckt haben, beträchtli­che Ressourcen für den Erhalt, den Schutz und die Verbesseru­ng einsetzen wollen.« Ein Punkt, den er gelockert sehen will, ist, wie lange man sich pro Jahr in Neuseeland aufhalten müsse. Das Gesetz würde ihn nämlich trotz permanente­rAufenthal­tsgenehmig­ung zwingen, das neue Familienhe­im zu verkaufen, nur weil er viel unterwegs sei. Dies sei kontraprod­uktiv für weitere geschäftli­che Investitio­nen, die er in Neuseeland plane.

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