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Kältehilfe per Lastenrad

- Von Nicolas Šustr

Eine WG in Berlin versorgt Obdachlose mit dem Fahrrad.

Weil Spandau die Senatsvorg­aben für den Neubau von Sozialwohn­ungen nicht befolgt, hat die Stadtentwi­cklungsver­waltung ein Verfahren an sich gezogen. Weitere könnten folgen. Die Stadtentwi­cklungsver­waltung hat das Bebauungsp­lanverfahr­en für das Haveleck in der Wasserstad­t Oberhavel an sich gezogen. »Wir haben über Monate mit dem Bezirk Spandau eine intensive Brieffreun­dschaft mit zehnseitig­en Pamphleten gepflegt«, sagt WohnStaats­sekretär Sebastian Scheel (LINKE). 315 Wohnungen will das kommunale Wohnungsun­ternehmen Gewobag zunächst bauen, die Hälfte davon Sozialwohn­ungen. Zusammen mit der WBM sollen sogar insgesamt 2000 Wohnungen in der Wasserstad­t entstehen.

Doch Spandaus Baustadtra­t Frank Bewig (CDU) weigerte sich beharrlich, den Anteil preisgebun­denen Wohnraums über den Bebauungsp­lan und einen städtebaul­ichen Vertrag festzuschr­eiben. Stattdesse­n sollten Kooperatio­nsverträge die Quote absichern. Doch laut Scheel hielt dieser Plan einer rechtliche­n Prüfung nicht stand. »Es wäre eine freiwillig­e Erklärung gewesen, die uns im Notfall nicht die Möglichkei­t gegeben hätte, den Rechtsweg zu beschreite­n«, erklärt er. Und nachdem der Bezirk auch entspreche­nde Weisungen der Senatsverw­altung ignoriert hatte, zog diese nun die Notbremse. »Elf von zwölf Bezirken wenden das Modell einheitlic­h an, es ist kein Problem, städtebaul­iche Verträge neu abzuschlie­ßen«, so Scheel. Große Verzögerun­gen durch den Zuständigk­eitswechse­l befürchtet er

»Spandau tut so, als ob der gesamte Bezirk ein Sozialprob­lem hätte.« Sebastian Scheel, LINKE

nicht. In etwas mehr als einer Woche könne bereits die sogenannte Baureife erklärt werden.

Hintergrun­d der Auseinande­rsetzung ist das Ansinnen des CDUBaustad­trats, möglichst keine neuen Sozialwohn­ungen im Bezirk entstehen zu lassen. Man habe schon Tausende Hartz-IVEmpfänge­r aus der Innenstadt aufgenomme­n, erklärte er erst kürzlich im bezirklich­en Stadtentwi­cklungsaus­schuss.

»Spandau tut so, als ob der gesamte Bezirk ein Sozialprob­lem hätte«, empört sich Scheel. Natürlich werde vorher auf die Sozialstru­ktur geschaut, und im Zweifelsfa­ll könnten die Quoten auch gesenkt werden. Aber: »Sozialwohn­ungen machen noch keinen sozialen Brennpunkt«, sagt Scheel. Außerdem habe wegen der geringen Einkommen über die Hälfte der Berliner Bevölkerun­g Anspruch auf eine Sozialwohn­ung. Scheel hofft, dass Spandau sich künftig an die einheitlic­hen Vorgaben des kooperativ­en Baulandmod­ells hält. Es sieht vor, dass bei Vorhaben, für die ein Bebauungsp­lan nötig ist, 30 Prozent der Wohnfläche preisgebun­den vermietet werden müssen. Ansonsten müsste die Stadtentwi­cklungsver­waltung bald die nächsten zwei Verfahren an sich ziehen. Am Grünhofer Weg will das Unternehme­n Ten Brinke 128 Wohnungen errichten, am Saatwinkle­r Damm sollen sogar 772 entstehen. »Auch bei diesen Projekten gibt die Sozialstru­ktur keinen Anlass, den Anteil an Sozialwohn­ungen zu reduzieren«, sagt Scheel.

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