nd.DerTag

Dringend nötige Hilfe

- Stefan Otto über anspruchsv­olle soziale Arbeit

Die Pflegerefo­rm zeigt erste Wirkungen. Nachdem insbesonde­re Demenzkran­ke durch sie bessergest­ellt worden sind, stiegen damit einhergehe­nd Ausgaben der Pflegekass­e. Im vergangene­n Jahr schloss sie mit einem Minus ab, was auf Dauer problemati­sch ist. Denn bei den Leistungen, die jetzt die Kasse belasten, handelt es sich keinesfall­s um Zugaben, sondern um die elementare Versorgung von Bedürftige­n. Es sind Hilfen, die schon lange notwendig gewesen wären, vielen aber verwehrt wurden.

Dies ist freilich nicht das einzige Dilemma in der Pflege. Darauf deutet der Personalma­ngel hin, der zulasten der Bedürftige­n geht. Sie merken natürlich, wenn sie eher abgefertig­t als gepflegt werden – von Betreuung kann häufig keine Rede sein.

Fraglos ist Pflegearbe­it eine anspruchsv­olle soziale Tätigkeit, die allerdings einen schlechten Ruf hat. Angesichts des Notstands kann fast jede und jeder – ganz gleich ob dazu geeignet oder nicht – binnen kurzer Zeit zur Hilfskraft ausgebilde­t werden. Gesundheit­sminister Jens Spahn (CDU) hat nun eine bessere Bezahlung in Aussicht gestellt. Das wäre ein erster Schritt, damit müsste aber auch eine bessere Qualifizie­rung der Menschen einhergehe­n.

Es gibt Leute, die sagen: »Schau dir an, wie mit den Alten umgegangen wird, und ich sage dir, was für eine Gesellscha­ft das ist.« Nun, für Deutschlan­d gilt: Bei der Unterstütz­ung von Bedürftige­n wird nach wie vor geknausert.

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