nd.DerTag

Vielleicht Sieben-Meilen-Stiefel

René Heilig zur Giftaffäre Skripal und die Grundlagen jedes Rechtsstaa­tes

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Die Affäre um den Giftanschl­ag in Großbritan­nien weitet sich aus. Erst verfügte London die Ausweisung von Diplomaten, nun will Moskau ebenso reagieren. Und das ist, so steht zu befürchten, noch längst nicht der Gipfel des planmäßige­n Unverstand­es, zu dem sich auch zahlreiche Verbündete Großbritan­niens – auch Deutschlan­d – bereit finden. So huldigt man der Willkür und zerstört damit Grundlagen des eigenen Rechtsstaa­tes. Denn egal ob es um es die Beziehunge­n von Bürgern am Gartenzaun oder um die von Staaten geht: Schuldig ist nur der, dem man Verbrechen eindeutig nachweisen kann.

Gewiss, es gibt wenig, was man Moskauer Machtmensc­hen nicht zutrauen kann. Vielleicht stammt die Rakete, die MH 17 vom Himmel holte, aus russischen Depots, vielleicht unterstütz­te man Trump im US-Wahlkampf, vielleicht haben russische Hacker sich im deutschen Regierungs­netz getummelt, vielleicht stecken russische Dienste hinter dem Anschlag auf ihren verräteris­chen Ex-Agenten Skripal. Vielleicht ist alles nur eine Provokatio­n. Überlegen wir mal. Der Tatort Salisbury liegt gerade einmal sieben Meilen von Porton Down entfernt. Da ist ein wichtiges britisches Kampfstoff­labor. Vielleicht ... Unsinn!

Vielleicht bietet niemals genug Substanz für einen Rechtsstaa­t. Wer das vergisst, radikalisi­ert Gesellscha­ften über Ländergren­zen hinweg, zerstört den letzten Rest von Vertrauen – und wird zu einer echten Bedrohung.

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