nd.DerTag

König Messi und kleine Helden

Mit einem 3:0 schießt sich der FC Barcelona gegen Chelsea London ins Viertelfin­ale der Champions League

- Von Martin Ling, Barcelona

Lionel Messi überstrahl­te beim Sieg von Barça gegen den FC Chelsea wieder alle anderen auf dem Platz. Das verwöhnte Publikum in Barcelona feierte aber auch zwei andere Fußballer ihres Teams. Mehr Beifall hat André Gomes im Camp Nou noch nie erhalten. In der 60. Minute kam er für den angeschlag­enen Sergio Busquets auf den Platz, wurde von den Fans des FC Barcelona beklatscht und danach mehrfach mit André-Gomes-Sprechchör­en gefeiert. Und das nicht für tolle Pässe oder Tore wie sein Mitspieler Lionel Messi. Sondern für ein vor wenigen Tagen erschienen­es Interview im Magazin »Panenka«.

Dort hatte der Portugiese ähnlich wie Per Mertesacke­r gerade im »Spiegel« offen über seine Selbstzwei­fel gesprochen – über den Druck, den er sich selber macht, und den Druck, dem man bei einer Spitzenman­nschaft permanent ausgesetzt ist. Er gestand, dass er sich aus Scham über schlechte Leistungen teilweise nicht auf die Straßen Barcelonas trauen würde.

Die Reaktionen der Zuschauer waren dann auch Gegenstand der Nachspielb­etrachtung. Sowohl Mitspieler Sergio Roberto als auch Barça-Trainer Ernesto Valverde würdigten die Antwort des verwöhnten Publikums, das Gomes in den vergangene­n Monaten teilweise schon bei der Einwechslu­ng ausgepfiff­en hatte, als sehr positiv und für den Spieler sehr hilfreich.

Als Gomes nach einer Stunde kam, stand es bereits 2:0 für den FC Barcelona. Lionel Messi hatte nach drei Minuten aus Nahdistanz und spitzem Winkel den Ball durch die Beine von Chelsea Londons Torwart Thibaut Courtois ins Tor geschossen. 17 Minuten später hatte Ousmane Dembélé nach glänzender Vorarbeit von Messi mit einem Diagonalsc­huss in den Torwinkel die Führung erhöht. Es waren die ersten beiden Torschüsse Barcelonas – und die Effektivit­ät im Abschluss machte an diesem ereignisre­ichen Abend vor 97 183 Zuschauern den Unterschie­d.

Chelsea verzeichne­te insgesamt 13 Torschüsse, von denen drei den Weg aufs Tor fanden, aber keiner hinein. Barça brachte es auf acht Abschlüsse, davon sieben auf und drei ins Tor, so dass das Ergebnis nach dem 1:1 im Hinspiel weit klarer ausfiel, als es der Spielverla­uf bis zum 3:0-Endstand in der 63. Minute per Solo und Linksschus­s des abermals überragend­en Leo Messi war.

Bis dahin hatte sich Chelsea mit aller Macht gegen den frühen Rückstand aufgebäumt. Aber mehrmalige­s Abschlussp­ech verhindert­e den Anschlusst­reffer. Den Anfang machte ein Freistoß von Marcos Alonso in der 44. Minute, der den Außenpfost­en streichelt­e. Anfang der zweiten Hälfte hatte dann zunächst Barça-Stürmer Luis Suárez eine gute Chance, doch im Gegenzug klärte der zu Saisonbegi­nn aus Dortmund gekommene Außenstürm­er Dembélé im eigenen Strafraum nach Vollsprint mit einer Grätsche gegen Alonso, dessen Vater in den 80er Jahren mit Bernd Schuster und Diego Maradona bei Barcelona gespielt hatte.

Dembélé wurde für diese Rettungsak­tion von Mitspieler­n abgeklatsc­ht und vom Publikum mit Sprechchör­en gefeiert – wie dann auch bei seiner Auswechslu­ng nach 67 Minuten. Trainer Valverde war nach dem Spiel hochzufrie­den mit der Leistung des 20-Jährigen, der bisher aufgrund seiner immens hohen Ablösesumm­e von 105 Millionen Euro, einigen Verletzung­en und meist dürftigen und bis zu diesem Mittwochab­end torlosen Darbietung­en geprägten Saison von den Medien und Teilen der Fans kritisch hinterfrag­t wurde. Erst seine bis dato beste Leistung am vergangene­n Sonnabend in Malaga hatte ihn überrasche­nd in die Startaufst­ellung gegen Chelsea gebracht.

Der junge Franzose zahlte das Vertrauen von Valverde zurück. »Dembélé hat seine Funktion erfüllt. Er sollte das Spiel breit machen und viel in der Defensive arbeiten, um die Vorstöße von Marcos Alonso zu unterbinde­n. Das hat er sehr gut gemacht, lobte »el Txingurri« (die Ameise), wie der kleingewac­hsene, baskischst­ämmige Trainer genannt wird, danach.

Überstrahl­t wurde Dembélé einmal mehr von Lionel Messi, dem die Barça-Ultras vor dem Spiel eine riesige Choreograf­ie gewidmet hatten, die auch für die englischen Fans unmissvers­tändlich war: »God save the King« flankierte ein Porträt des Argentinie­rs. Mit seinen beiden Toren hat Messi, der vor wenigen Tagen zum dritten Mal Vater geworden ist, nun die 100-Treffer-Marke in der Champions League erreicht. Dass Cristiano Ronaldo vom Erzrivalen Real Madrid noch ein paar mehr hat, war an diesem stimmungsv­ollen Abend allen egal.

 ?? Foto: imago/Cordon Press ?? Dem Portugiese­n André Gomes (M.) wurde im Spiel seines FC Barcelona gegen Chelsea London mit Cesar Azpilicuet­a (l.) und Trainer Antonio Conte besondere Aufmerksam­keit zuteil.
Foto: imago/Cordon Press Dem Portugiese­n André Gomes (M.) wurde im Spiel seines FC Barcelona gegen Chelsea London mit Cesar Azpilicuet­a (l.) und Trainer Antonio Conte besondere Aufmerksam­keit zuteil.

Newspapers in German

Newspapers from Germany