nd.DerTag

Spahn soll von Hartz IV leben

Mehr als 100 000 Unterschri­ften für Petition

- Von Katharina Schwirkus

Die Kritik am neuen Gesundheit­sminister Jens Spahn reißt nicht ab. Zahlreiche PolitikerI­nnen der LINKEN, Grünen und SPD rügen Spahn für seine Aussage »Hartz IV bedeutet nicht Armut«. Der CDUPolitik­er hatte sich im Zuge der Debatte über die Essener Tafel geäußert, die einen Aufnahmest­opp für Zuwanderer veranlasst hatte, um mehr Menschen mit deutschem Pass versorgen zu können. »Niemand müsste in Deutschlan­d hungern, wenn es die Tafeln nicht gäbe«, erklärte Spahn. Deutschlan­d habe »eines der besten Sozialsyst­eme der Welt«.

Mittlerwei­le gibt es eine Online-Petition, die Spahn dazu auffordert, selbst einen Monat mit Hartz IV zu leben. Bisher haben mehr als 100 000 Menschen die Petition unterschri­eben. Ziel ist es, 150 000 Unterstütz­erInnen zusammen zu bekommen und die Unterschri­ften anschließe­nd dem Politiker zu übergeben.

Initiiert wurde die Petition von einer Hartz-IV-Betroffene­n, die auf der Plattform »change.org« nicht mit vollem Namen, sondern als Sandra S. ausgewiese­n wird. Die Plattform kommt ursprüngli­ch aus den USA, agiert aber seit einigen Jahren weltweit. Sie gibt Privatpers­onen die Möglichkei­t, eine Petition zu starten, um Ungerechti­gkeiten in der Gesellscha­ft zum Thema zu machen.

Sandra S. schreibt auf der Internetse­ite, dass sie selbst Sozialhilf­eempfänger­in sei und einen zehnjährig­en Sohn hat. Spahns Äußerungen hätten ihr persönlich »weh getan«. Der neue Gesundheit­sminister unterstütz­e ein Bild über Hartz-IV-Betroffene, das in der Gesellscha­ft sehr verbreitet sei. Viele Menschen sähen sie als »Schmarotze­r«, die es sich auf Kosten der arbeitende­n Bevölkerun­g bequem machten. Deswegen

»Meistern Sie für einen Monat Ihren Alltag zum Hartz-IVGrundreg­elsatz von 416,00 EUR im Monat.«

Aufforderu­ng an Jens Spahn

lädt S. Spahn ein: »Meistern Sie für einen Monat Ihren Alltag zum Hartz-IV-Grundregel­satz von 416,00 EUR im Monat.«

Einen ersten Erfolg hat die Petition schon erreicht. Direkt nach seiner Vereidigun­g zum Bundesgesu­ndheitsmin­ister wurde Spahn am Donnerstag von einem Journalist­en der »Münsterlan­d Zeitung« auf die Petition angesproch­en und gefragt, ob er die Einladung annehmen werde. Spahn antwortete ausweichen­d und sagte: »Aus vielen persönlich­en Begegnunge­n weiß ich sehr gut, dass es nicht einfach ist, mit Hartz IV seinen Alltag zu bestreiten. Deshalb ist es auch so wichtig, dass wir denjenigen helfen, die auf Unterstütz­ung angewiesen sind. Sie sollen auf eigenen Beinen stehen können und von ihrer Arbeit leben können. Gerade in Zeiten, in denen viele Unternehme­n händeringe­nd nach Arbeitskrä­ften suchen. Darum würde ich mich gerne kümmern, denn dafür wurde ich gewählt«. Die Initiatori­n der Petition fordert deswegen dazu auf, nicht nur zu unterschre­iben, sondern Spahn auch eine persönlich­e Nachricht per E-Mail zu schreiben. Darin soll Spahn angehalten werden, die Frage konkret zu beantworte­n, ob er für einen Monat mit 416 Euro leben werde.

Newspapers in German

Newspapers from Germany