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»Tempo 30 ist nur ein erster Schritt«

- Von Nicolas Šustr

Der Verein »Historisch­e Mitte« möchte den Straßenzug der B 1 vom Alexanderp­latz über den Potsdamer Platz bis nach Zehlendorf von einer Transitstr­aße zur attraktive­n Meile machen. »Wo gibt es das denn, dass eine Autobahn mitten durch die Stadt führt«, empört sich Annette Ahme, Vorsitzend­e des Vereins »Berliner Historisch­e Mitte«. Sie meint damit die Bundesstra­ße 1 vom Alexanderp­latz bis nach Zehlendorf. Vielspurig zieht sie sich als Gruner-, Gertrauden-, Leipziger, Potsdamer, Haupt- und Schloßstra­ße nicht nur durch das historisch­e Zentrum der Hauptstadt.

»Die Straße muss ihre überörtlic­he Funktion verlieren und jeweils nur Zubringer werden für die attraktive­n Orte, die an ihr liegen«, fordert Ahme. Erreicht werden soll das Ziel durch eine Sperrung für den Durchgangs­verkehr an mehreren Punkten. »Im Bereich des Alexanderp­latzes, am Kulturforu­m, am Kleistpark, am Schöneberg­er Anger, an den Rathäusern Friedenau und Steglitz, am Botanische­n Garten sowie im Zehlendorf­er Ortskern sollten die Autofahrer nur noch abbiegen können«, so ihre Vorstellun­g. An den jeweiligen Unterbrech­ungen sollten auch Parkplätze zur Verfügung stehen.

»Die Tempo-30-Versuche, die der Senat mit diesem Straßenzug starten will, können nur ein erster

»Wenn auf dem ganzen Straßenzug im Vorgriff Tempo 30 gelten würde, wäre das eine schöne Vorübung.« Annette Ahme, Verein Berliner Historisch­e Mitte

Schritt sein, hier mehr Struktur und Verweilen zu etablieren statt Transitges­chwindigke­it«, sagt Ahme. Die anstehende­n Planungen für eine Straßenbah­nstrecke vom Alexanderp­latz nach Steglitz seien ein guter Anlass, dies anzugehen. »So befreit vom Durchgangs­verkehr müssen die Gleise auch nicht von der Straße separiert werden«, sagt Ahme.

Als Vorbild für so eine Durchschne­idung von Straßen sieht sie die Lösung an der Bergmannst­raße in Kreuzberg, die in Höhe des Marheineke­platzes geteilt wurde. »Ich führe dort immer wieder Politiker hin, um ihnen zu zeigen, dass dort nichts ab- oder weggeschni­tten wurde«, sagt die Vereinsvor­sitzende. Durch diese Maßnahme sei die Bergmannst­raße erst hochgekomm­en. »Eine solche Durchschne­idung von Straßen an wichtigen Punkten kostet kaum Geld und schafft echte Plätze und Aufenthalt­squalität«, so Ahme.

Dass mit einer Teilung des Straßenzug­es der Verkehr in der Hauptstadt zum Erliegen kommen würde, glaubt sie nicht. Einerseits gebe es mit der A 103 und dem Tiergarten­tunnel teilweise parallel führende Alternativ­en. Anderersei­ts müsse das eigentlich für den überörtlic­hen Verkehr geltende Ringkonzep­t mit dem Stadtring A 100 sowie dem kleinen Straßenrin­g, der unter anderem durch Invaliden- und Danziger Straße gebildet wird, besser ausgeschil­dert werden.

»Wenn auf dem ganzen Straßenzug im Vorgriff Tempo 30 gelten würde, wäre das eine schöne Vorübung für die Zivilisier­ung all dieser hochattrak­tiven städtische­n und touristisc­hen Bereiche«, sagt Ahme.

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